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Neues CD-Labor für Lebensmittelanalytik  
  Das neue Christian Doppler Labor für molekularbiologische Lebensmittelanalytik in Wien wurde am Freitag eröffnet. Ziel der Laborbetreiber ist es, die herkömmlichen Nachweismethoden deutlich zu bescheunigen.  
Old School: Vermehrung in Nährmedium
Bei den bisher gängigen mikrobiologischen Testverfahren werden mögliche Keime erst einmal aus Lebensmitteln isoliert und aufbereitet.

Anschließend müssen sie auf eigenen Nährboden anwachsen und sich vermehren, damit Experten sie bestimmen können. "Dann sind die getesteten Lebensmittel meist schon konsumiert", erklärt der Lebensmittelwissenschaftler Martin Wagner, der nun neue Tests entwicklen will.
Schneller Nachweis: PCR & Genchips
Die moderne Molekularbiologie hat nämlich effizientere und vor allem schnellere Methoden parat. Um auch kleinste Mengen einer Kontamination nachweisen zu können, müssen dafür nicht mehr ganze Zellen etwa eines Bakteriums vermehrt werden.

Vielmehr können die Wissenschafter ihre DNA mittels so genannter Polymerase-Kettenreaktion (PCR) praktisch beliebig vervielfältigen. Dies ist heute in jedem modernen Labor Routinearbeit.

Anschließend interessieren sich die Experten auch gar nicht mehr für die gesamte Erbsubstanz, vielmehr wird ganz gezielt nur nach kurzen Abschnitten, Sequenzen, gefahndet. Solch geeignete Abschnitte zu finden, die etwa für die Bildung eines Giftstoffes oder eine andere Funktion verantwortlich sind, ist die eigentliche Grundlagenarbeit der Forscher.

Zu den Sequenzen passende, molekulare Gegenstücke werden in großer Zahl dann auf einen Chip aufgebracht, bei einem Treffer gibt es beispielsweise eine Farbreaktion.
Rückschlüsse auf Stamm und Gefährdung
Aus einem Muster aus einer Vielzahl solcher Treffer/Nicht-Treffer auf dem Chip können die Experten dann nicht nur auf Art und Stamm des Keimes schließen, sondern auch auf die Gefahr, die etwa von dem Bakterium ausgeht.

Ziel von Wagner ist es, die Methoden gemeinsam mit der Agentur für Gesundheit und Ernährungsicherheit (AGES) so weit zu vereinfachen, dass sie als so genannte Kits routinemäßig etwa in Lebensmittelbetrieben eingesetzt werden können. Letztendlich sollen so kontaminierte Lebensmittel nicht erst irgendwo im Verkaufsregal aufgespürt werden, sondern erst gar nicht in den Handel kommen.
Hauptproblem Salmonellen
Die molekularbiologischen Methoden haben einen weiteren Vorteil. So können damit auch Keime aufgespürt werden, die mit herkömmlichen Methoden gar nicht kultivierbar sind. Laut Untersuchungen von Ökologen sind nur rund 0,1 Prozent von Keimen in der Umwelt auf Nährböden zu züchten.

Die größten Probleme machen den Lebensmittelwissenschaftern derzeit immer noch die bekannten Salmonellen, rund 5.000 Fälle werden jährlich in Österreich aufgespürt, sagte Berhard Url, Geschäftsführer der AGES.

Dabei liegt die Dunkelziffer, also nicht erkannte Erkrankungen, wahrscheinlich um ein Vielfaches höher. Ähnlich sieht es bei Erkrankungen durch Campylobacter-Erkrankungen aus, die wie Salmonellen beispielsweise durch zu gering erhitztes Hühnerfleisch übertragen werden. Die Erkrankungszahlen reichen mittlerweile an die durch Salmonellen ausgelöste heran, so Url.

CD-Labors werden zur Hälfte durch die öffentliche Hand und zur Hälfte durch beteiligte Unternehmen finanziert. Die Labors werden auf maximal sieben Jahre angelegt und zwischendurch evaluiert.

[science.ORF.at/APA, 19.1.07]
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01.01.2010