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Studie: Mit "Pflaster" gegen Alzheimer  
  US-Forscher haben eine nadelfreie Variante einer Impfung gegen Alzheimer entwickelt: Eine Art Pflaster, welches das Vakzin durch die Haut in den Körper überträgt, hat sich als effektiv und sicher erwiesen.  
Das bei transgenen Mäusen angewandte Verfahren führte dazu, dass die das Gehirn schädigenden Alzheimer-Plaques abgebaut wurden. Diese Art der Impfung könnte einen einfachen Weg aufzeigen, wie der Demenzerkrankung vorgebeugt bzw. sie behandelt werden kann, sagen die Forscher um Jun Tan vom Department of Psychiatry der University of South Florida (USF).

Die Ergebnisse lassen die Wissenschaftler hoffen, dass die Impfung einmal in Form eines Pflasters oder eine Salbe auch beim Menschen Anwendung finden kann.
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Der Artikel "Transcutaneous-amyloid peptide immunization of transgenic Alzheimer's mice results in reduced cerebral-amyloid deposits in the absence of T cell infiltration and microhemorrhage" ist als Online-Publikation der Fachzeitschrift "Proceedings of the National Academy of Sciences" (22.-26. Jänner 2007, doi: 10.1073/pnas.0609377104) erschienen.
->   Abstract (sobald online)
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Kampf gegen "fremde" Beta-Amyloide
Impfungen gegen Alzheimer richten sich gegen die so genannten Beta-Amyloide, die Bestandteil der Gehirnflüssigkeit von Alzheimer-Patienten sind. Beta-Amyloide sind dabei Bruchstücke eines Gehirnproteins, das auch bei gesunden Menschen vorkommt. Diese Bruchstücke bilden die für Alzheimer typischen Beläge oder Plaques.

"Während es bereits einige Forschergruppen gab, die gezeigt haben, dass Impfungen gegen Beta-Amyloide die Symptome von Alzheimer reduzieren können - inklusive kognitiver Defizite-, ist diese Untersuchung die erste, die zeigt, dass eine Immunisierung über die Haut eine effektive Art ist, die Beta-Amyloide abzubauen", sagt Tan, Direktor vom Neuroimmunology Laboratory.

Die Alzheimer-Impfung bewirkt, dass das Immunsystem die Beta-Amyloide als fremde Eindringlinge identifiziert und attackiert.
Forscher: Vermutlich ohne Nebenwirkungen
Eine zuvor entwickelte Alzheimer-Impfung in Form einer Injektion sei zwar im Tierversuch erfolgreich getestet worden, berichten die Forscher. Doch in klinischen Tests hätte sie bei den Testpersonen zu ernsten Nebenwirkungen geführt, so etwa zu Hirnentzündungen bis hin zum Tod einer kleinen Anzahl von Patienten.

Es kam zudem zu einer Autoimmunreaktion: Immunzellen attackierten die körpereigenen Proteine, die durch den Impfstoff produziert wurden.
Positiver Einfluss der Hautzellen?
Im Gegensatz dazu scheint die transdermale Verabreichung der Impfung keine derlei Reaktionen auszulösen - zumindest nicht bei den Mäusen.

Spezialisierte Immunzellen der Epidermis, die so genannten Langerhans-Zellen, würden wohl die Reaktion des Immunsystems auf den Impfstoff positiv beeinflussen, sagt Tan.

Die Wissenschaftler wollen in einem nächsten Schritt testen, ob der Impfstoff auch das Erinnerungsvermögen bei Alzheimer-Mäusen wiederherstellen kann. "Wenn diese Studien zeigen, dass der Impfstoff zur Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten führt, dann sollten sich klinische Tests rechtfertigen lassen, die Beta-Amyloide-Hautpflaster oder -Salben bei Alzheimer-Patienten zu testen", so Tan.

[science.ORF.at, 23.1.07]
->   Jun Tans Website - University of South Florida
->   Alle Beiträge zum Stichwort Alzheimer in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010