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Reaktiviertes Schutzgen drängt Krebs zurück  
  In Experimenten mit Mäusen haben zwei Forschergruppen einen körpereigenen Schutz gegen Krebs wieder hergestellt und damit Krebstumoren deutlich zurückgedrängt.  
Möglicherweise lasse sich dieser Mechanismus eines Tages auch beim Menschen nutzen, schreiben die Wissenschaftler um Wen Xue vom Cold Spring Harbor Laboratory in New York bzw. Andrea Ventura vom Center for Cancer Research des Massachusetts Institute of Technology in Cambridge.

Im Mittelpunkt ihrer Untersuchungen steht jeweils das Gen p53. Dieses ist an mehr als der Hälfte aller menschlichen Krebsfälle beteiligt.
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Die Studien "Senescence and tumour clearance is triggered by p53 restoration in murine liver carcinomas" (doi:10.1038/nature05529) und "Restoration of p53 function leads to tumour regression in vivo" (DOI: 10.1038/nature05541) sind online in "Nature" (25.1.07) erschienen.
->   Nature
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Wichtiger Tumor-Suppressor
Im gesunden Körper hat p53 die Aufgabe, die Teilung defekter Zellen zu verhindern. Kommt es etwa bei der Vermehrung der Erbsubstanz DNA zu Unregelmäßigkeiten, erkennt p53 dies und stoppt die Teilung der Zellen.

Um Schlimmeres zu verhindern, kann das Gen auch den kontrollierten Selbstmord der Zelle einläuten. Damit zählt p53 zur Klasse der so genannten Tumor-Suppressorgene. Fällt sein Schutz weg - etwa auf Grund einer Mutation - ist häufig Krebs die Folge.
Gen-Einschaltung lässt Immunsystem antworten
Die Gruppe um Wen Xue konstruierte nun Mäuse, in denen sich p53 mit einem genetischen Trick auf Wunsch zu einem bestimmten Zeitpunkt anschalten lässt. Bis dahin mussten die Tiere ohne seinen Schutz auskommen. Nachdem den so präparierten Mäusen Tumore gewachsen waren, aktivierte die Gruppe den natürlichen Schutz.

Das Resultat: In kurzer Zeit bildeten sich die Tumore zurück. Die Forscher erklären, dass es in Folge dieser Behandlung im Tierversuch eine starke Immunantwort gegen die außer Kontrolle geratenen Zellen gegeben habe.

Von ähnlichen Resultaten berichtet die Gruppe um Andrea Ventura.
Die Veränderung der Tumoren
 
Bild: Tyler Jacks, Jan Grimm und Kollegen

Computerbearbeitetes Magnetresonanz-Bild der Lymphknotenerweiterung im Unterleib einer Maus (links), rechts das gleiche Tier zwölf Tage nach der Reaktivierung von p53 - der Tumor in rot ist deutlich geschrumpft
Auch bei Menschen möglich?
In einem begleitenden "Nature"-Kommentar schreibt Norman Sharpless von der University of North Caroline in Chapel Hill (USA), dass es angesichts der Arbeiten vorsichtigen Grund für Optimismus gebe.

Möglicherweise könnte die Reaktivierung von p53 oder nachfolgender Proteine die ursprüngliche Tumor-unterdrückende Wirkung wieder herstellen. "Das könnte selbst in voll entwickelten Tumoren von therapeutischem Erfolg sein", meint Sharpless.

Unklar ist allerdings, wie sich die korrekte Funktion von p53 bei Krebspatienten wieder herstellen lässt. Eine Möglichkeit könnte es sein, defekte p53-Gene im Tumorgewebe durch intakte Kopien zu ersetzen. Entsprechende Techniken sind aber weit davon entfernt, in größerem Maßstab angewendet zu werden.

[science.ORF.at/dpa, 24.1.07]
->   Informationen zu p53 (p53 Mutation Database)
->   Cold Spring Harbor Laboratory
->   Center for Cancer Research, MIT
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01.01.2010