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Novartis-Preise 2006 an drei Innsbrucker Forscher  
  Sprichwörtlich abgeräumt haben Innsbrucker Wissenschaftler bei den Novartis-Preisen 2006, die am Freitag am Forschungszentrum des Konzerns (NIBR) in Wien vergeben wurden.  
Die drei Preise - für Medizin, Biologie und Chemie - gingen an Andreas Villunger sowie Norbert Polacek (Medizinische Universität) sowie an die aus Deutschland stammende Karin Breuker (Universität Innsbruck).

Bei den Arbeiten geht es um die Erforschung des programmierten Zelltods, die Proteinbildung sowie die Faltung von Biomolekülen.
Arbeiten der Grundlagenforschung
In allen drei Fällen handelt es sich um Grundlagenforschung, welche die zusätzliche Unterstützung durch Preisgelder mehr als nur gebrauchen kann. Villunger, Leiter der Sektion für Entwicklungsimmunologie am Biozentrum der MedUni-Innsbruck: "Ich lebe von Fondsgeldern."

Der Experte und sein Team untersuchen die Mechanismen rund um die Apoptose, also den programmierten Zelltod. Villunger: "Man muss sich Organe als einen dynamischen Prozess vorstellen. Es muss ein Gleichgewicht zwischen Proliferation (Weiterentwicklung, Anm.) von Stammzellen und dem Absterben von Zellen geben, die ihren Job getan haben."
Erforschung des programmierten Zelltods
Der Prozess, der genau dieses Gleichgewicht erhält, ist die Apoptose. Während der Embryonalentwicklung müssen ständig nicht mehr benötigte Zellen ausgeschaltet werden.
Dasselbe gilt für Zellen, die beispielsweise bösartig zu entarten drohen. Umgekehrt kommt es bei Krankheiten wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder degenerativen Erkrankungen zu einer vermehrten Apoptose betroffener Zellen.

Villunger beschäftigt sich mit der Funktion von BH3-only Proteinen, welche den programmierten Zelltod fördern. Schaltet man sie aus, werden Zellen beispielsweise extrem resistent gegen die Schädigung durch Gamma-Strahlen oder Zytostatika.

Der Wissenschaftler: "Wenn man Wirkstoffe entwickeln könnte, welche die Funktion von BH3-only-Proteinen nachahmen, wäre vielleicht ein Weg gefunden, wie man Krebszellen, die auf Chemotherapie oder Bestrahlung nicht mehr reagieren und resistent sind, bekämpfen kann."
->   Andreas Villunger
Proteinbildung
Polacek hat eine Methode entwickelt, wie man gezielt einzelne Atome in den Produktionsstätten für Proteine in den Zellen, in den Ribosomen, verändern kann.

Dadurch gelingt es, die Auswirkungen kleinster Veränderungen auf die Bildung von Eiweißstoffen zu untersuchen.
->   Norbert Polacek
Struktur von Biomolekülen
Kathrin Breuker, die seit dem Jahr 2004 im Rahmen des Hertha-Firnberg-Programms am Institut für Organische Chemie der Universität Innsbruck arbeitet, untersucht mit zum Teil selbst entwickelten Methoden die dreidimensionale Faltung von Proteinen. Dabei geht es um die Bestimmung des Einflusses von Umweltfaktoren wie Lösungsmitteln etc. auf die Gestalt der Eiweißstoffe.

Dazu untersucht sie Proteine in der Gasphase, also in einem vom Lösungsmittel nicht beeinflussten Zustand. Sie zieht dadurch praktisch den Umwelteinfluss auf die Struktur ab.

Erst im vergangenen Herbst hat Kathrin Breuker mit Co-Autoren in "Science" eine neu entwickelte Methode vorgestellt, welche die Möglichkeiten der Massenspektrometrie zur Analyse von Proteinen deutlich verbessert.
->   Mehr dazu: Neue Nachweismethode für große Proteine (6.10.06)
->   Institut für Organische Chemie
Rednerin Nowotny zur "Forschungsglobalisierung"
Bei einem Pressegespräch aus Anlass der Überreichung der Preise nahm Festrednerin Helga Nowotny, Vizepräsidentin des European Research Council, auch zur Globalisierung in der Forschung Stellung: "Den Kontinenten Amerika und Europa sind neue Wettbewerber erwachsen. China hat auch in der Grundlagenforschung enorm zugelegt. Das Land hat auch eine sehr geschickte Politik der Rückholung von Wissenschaftlern betrieben.

Die EU hat die Lissabon-Ziele verfehlt, aber das 7. Forschungsrahmenprogramm setzt in der Grundlagenforschung völlig neue Ziele." Nicht glücklich sei sie über die mit der in der neuen österreichischen Bundesregierung getroffenen Kompetenzverteilung in Sachen Wissenschaft.

[science.ORF.at/APA, 26.1.07]
Preisverleihungen der letzten Jahre in science.ORF.at:
->   Novartis-Preis 2005: Kunsteis soll "wärmer" werden (27.1.06)
->   Novartis-Preis 2004: Immunologie-Forscher ausgezeichnet (28.1.05)
->   Wiener Diabetologe Roden erhielt Novartis-Preis (10.9.04)
 
 
 
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01.01.2010