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Anregungen zur Förderung europäischer Exzellenz  
  Mehr Studenten an die Fachhochschulen und weniger Wettbewerb auf nationaler Ebene - das sind die Vorschläge eines Experten zur Sicherung des europäischen universitären Forschungsraums.  
Einem älteren Ausspruch des deutschen Philosophen Karl Jaspers zufolge ist die Universität der Ort, an dem sich die hellsten Köpfe der Zeit sammeln.

Welche Maßnahmen notwendig sind, um dieser Aussage heute auf gesamteuropäischer Hochschulebene wieder mehr Gültigkeit zu verleihen, darüber referierte am Freitagvormittag der Generalsekretär des Europäischen Forschungsrates Ernst Ludwig Winnacker an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.
Differenziertere Förderungsvergabe
Vor allem das nationale Gießkannenprinzip ist Winnacker ein Dorn im Auge. Jede europäische Hochschule erhebe den Anspruch, eine Weltklasse-Uni zu sein oder sich zu einer solchen zu entwickeln.

Dieses Vorhaben werde von nationalen Förderungsprogrammen unterstützt: "Obwohl es wie in den USA auch in Europa unter den etwa 4.000 Universitäten nur einige erstklassige Forschungsinstitutionen geben kann", so Winnacker.
"Gemeinsamen Wissenschaftsraum etablieren"
Um den EU-Forschungsraum zu sichern, müssten sich die nationalen Bildungs- und Forschungssysteme verstärkt dem europäischen Wettbewerb öffnen. "Aus dem einstigen gemeinsamen Wirtschaftsraum soll sich so auch ein gemeinsamer Wissenschaftsraum entwickeln", sagt Winnacker.

"Bei nationalen Förderungsprogrammen gibt es viel staatlichen Einfluss. Diesem könnten gesamteuropäische Förderungsprogramme entgegenwirken." So etwa das mit 1. Jänner gestartete Programm des Europäischen Forschungsrates, das jährlich mit etwa einer Milliarde Euro dotiert ist.

Zum Vergleich: Den nationalen Förderungsprogrammen stehen jährlich gemeinsam etwa 20 Milliarden zur Verfügung. "Aber die sind eben sehr begrenzt in dem, was sie tun dürfen. So können deutsche Steuergelder nicht in österreichische oder schwedische Projekte investiert werden." Das heißt, der einzige Weg, eine breite Basis mit Spitzen zu entwickeln, wäre der Weg über Europa.
Mehr Studenten an Fachhochschulen
Zu den dringlichsten Aufgaben einer modernen Hochschulpolitik gehöre zudem eine bessere Trennung zwischen forschungsnaher und berufsnaher Lehre - sprich: der Ausbau des Fachhochschulsystems.

2006 lag der Anteil der FH-Studenten am gesamten österreichischen Hochschulsektor bei rund 13 Prozent. Der Großteil der österreichischen Studenten bildet sich nach wie vor an den Universitäten fort.

Winnacker zufolge sollte das Verhältnis zwischen Fachhochschul- und Universitätsstudenten eher umgekehrt sein.

Tanja Malle, Ö1 Wissenschaft, 26.01.07
->   Wissenschaftlicher Beirat des Europäischen Forschungsrates
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01.01.2010