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Schlaganfall: Künftig besser therapierbar?  
  Neue Möglichkeiten der Therapie des Schlaganfalls haben Experten auf der 10. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Schlaganfallforschung am Freitag in Innsbruck diskutiert.  
Mit Hilfe neuer Substanzen soll künftig das Zeitfenster vergrößert werden, in dem Blutgerinnsel - in 85 Prozent die Ursache eines Schlaganfalls - medikamentös aufzulösen sind.

Auch eine effiziente medikamentöse Therapie von Hirnblutungen - der zweiten Ursache - könnte es künftig erstmals geben, erklärte Johann Willeit von der Innsbrucker Universitätsklinik für Neurologie.
"Thrombolyse"-Therapie
Die "Thrombolyse"-Therapie umfasst die medikamentöse Auflösung von Blutgerinnseln. Sie wird derzeit an spezialisierten Behandlungseinheiten ("Stroke Units") eingesetzt.

Die aktuelle Auswertung einer Europaweiten Untersuchung ("SITS-MOST") hat bestätigt, dass diese Behandlungsmethode innerhalb der ersten drei Stunden nach Beginn des Schlaganfalls effizient und sicher ist, erklärte Willeit.
Zukünftig statt drei neun Stunden Zeit?
Neue, noch nicht zugelassene Gerinnsel-lösende Substanzen könnten künftig zur Ausweitung dieses Drei-Stunden-Zeitfensters beitragen.

Die neuen Substanzen könnten bis zu neun Stunden nach Eintritt des Schlaganfalls wirksam sein, wobei die endgültigen Ergebnisse der diesbezüglichen internationalen Studie noch nicht vorliegen, sagte Willeit der APA. Soweit vorerst beurteilbar, scheine die neue Therapie aber sehr gut zu funktionieren.
Unterstützend: MRT
Zudem können durch Magnetresonanz-Tomographie (MRT) die Dynamik und das Ausmaß der Durchblutungsstörung und der Umfang der bereits erfolgten Gewebszerstörung nachgewiesen werden.

Beide Entwicklungen könnten es künftig in Kombination ermöglichen, dass ein Teil der Patienten in bestimmten Konstellationen auch jenseits des heutigen therapeutischen Fensters von drei Stunden noch von einer "Thrombolyse" profitieren könne, erklärte der Neurologe.
Neue Möglichkeiten bei Hirnblutungen
Neues gebe es auch in der Behandlung von Hirnblutungen, die zur Zeit noch für etwa 40 Prozent der Patienten tödlich ausgehen. "In Zukunft scheint erstmals auch eine effiziente medikamentöse Therapie möglich", sagte Willeit.

Eine aktuelle Studie ("Novo-Seven") zeige, dass die Gabe eines gentechnisch hergestellten Gerinnungsfaktors innerhalb der ersten Stunden nach Eintritt der Hirnblutung das Behandlungsergebnis deutlich verbessere.

Die Ausbreitung der Blutung könne damit nämlich begrenzt werden. Auch hier würden Ergebnisse der "Phase 3"-Studie jedoch noch nicht vorliegen.
Studien auch zu "Sekundärprävention"
Wichtige neuere Daten gebe es auch zur Frage der "Sekundärprävention", also zur Vorbeugung von erneuten Schlaganfällen bei Patienten, die bereits einmal einen solchen erlitten haben. Für diese sei das Risiko eines neuerlichen Anfalles neun Mal so hoch als in der Bevölkerung ohne Vorereignisse, sagte Willeit.

Verschiedene Studien würden zeigen, dass ein effizientes kombiniertes Management aus medikamentöser Reduzierung der Blutfette, Blutdrucksenkung und einer effizienten Hemmung der für die Blutgerinnung wichtigen Thrombozyten das Risiko eines neuerlichen Schlaganfalls um 70 bis 80 Prozent senke.

[science.ORF.at/APA, 26.1.07]
->   Österreichische Gesellschaft für Schlaganfallforschung
->   Thrombolyse - Wikipedia
->   Alle Beiträge zum Stichwort Schlaganfall in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010