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Bessere Chancen gegen Erblindung  
  Jeder zweite über 70-jährige Österreicher ist von altersbedingter Makula-Degeneration (AMD) betroffen. Nun gibt es neue Medikamente gegen diese häufigste Ursache für Erblindung.  
Mit ihnen scheint es möglich zu sein, das Fortschreiten der Erkrankung nicht nur zu verlangsamen, sondern die Sehfähigkeit der Betroffenen sogar zu verbessern.
Mangelnder Abtransport von Giftstoffen
Bei AMD tritt eine zunehmende Schädigung der Netzhaut an der Stelle des schärfsten Sehens (Makula) ein. Ursache der Erkrankung ist der fehlende Abtransport von giftigen Stoffwechselprodukten in der Netzhaut. Buchstäblich auf längere Sicht gehen dann die Fotorezeptoren zu Grunde.

Während die so genannte trockene Makula-Degeneration nur langsam fortschreitet, tritt bei manchen Patienten eine "feuchte" Form der Erkrankung auf. Es kommt zur Bildung von löchrigen neuen Blutgefäßen in der Netzhaut. Das ist viel gefährlicher.
Laser-Behandlungen mit Nebenwirkungen
Die ersten Laser-Behandlungen hatten den Nachteil, dass sie immer auch gesunde Anteile der Netzhaut schädigten. Ein wesentlicher Fortschritt war vor einigen Jahren die fotodynamische Lasertherapie.

Dabei bekamen die Patienten vor der Behandlung einen Lichtverstärker injiziert. Dadurch ließen sich die neu gebildeten Gefäße ganz selektiv veröden. Diese Therapie verlangsamt aber bloß den Krankheitsverlauf.
Wachstumsfaktor verbessert Sehvermögen
Vergangenes Jahr brachte der US-Konzern Pfizer den Wirkstoff Pegaptanib zur regelmäßigen Injektion in das betroffene Auge auf den Markt. Es handelt sich dabei um künstlich hergestellte Moleküle, die ganz gezielt den Vascular Endothelial Growth Factor (VEGF) lahm legen. Dieser Faktor lässt neue Blutgefäße wachsen.

Bei Patienten, welche das Medikament erhielten, zeigte sich zu 33 Prozent eine Stabilisierung oder gar Verbesserung des Sehvermögens, bei Kranken, die ein Placebo bekommen hatten, nur zu 23 Prozent. Die Resultate sind gut, aber nicht berauschend.
Neuer monoklonaler Antikörper ...
Schon in nächster Zukunft wird aber mit eine weiteren Verbesserung der Behandlungsmöglichkeiten der feuchten Makula-Degeneration gerechnet.

Das Biotech-Unternehmen Genentech hat einen monoklonalen Antikörper (Ranibizumab, "Lucentis") entwickelt, der speziell gegen VEGF wirkt. Auch dieses Medikament muss ins Auge injiziert werden.
... teuer, aber scheinbar wirksam
Die in einer Studie - publiziert im Oktober vergangenen Jahres im New England Journal of Medicine - beobachteten Behandlungsergebnisse deuten darauf hin, dass mit dem Medikament sogar eine Verbesserung der Sehleistung möglich ist.

Bis zu 40 Prozent der Behandelten konnten innerhalb von zwei Jahren drei Zeilen kleinere Buchstaben wieder lesen. Bei 70 Prozent kam es zu einem Stoppen des Fortschritts der Erkrankung.

In den USA ist das Arzneimittel bereits zugelassen. In Europa dürfte das in den kommenden Wochen geschehen. Eine Dosis allerdings dürfte rund 1.500 Euro kosten. Schon bisher stöhnten Krankenhäuser und Krankenkassen wegen der Kosten der jeweils neuesten Therapien gegen die Makula-Degeneration.

[science.ORF.at/APA, 31.1.07]
->   AMD (onmededa)
->   science.ORF.at-Archiv zum Thema Makula
 
 
 
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01.01.2010