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Ameisen bei den Karl-von-Frisch-Lectures  
  Mit Ausnahme der Arktis bevölkern Ameisen den gesamten Erdball: Die am häufigsten verbreitete Spezies war Thema bei den Karl-von-Frisch-Lectures an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.  
Den großen evolutionären Erfolg der Tiere führen Forscher auch auf ihr ausgeprägtes Sozialverhalten und Kommunikationstalent zurück.
Welt der Superlative
Eine Ameise hebt das Vielfache ihres Gewichts und kann Millionen von Nachkommen zeugen. Nester bestimmter Arten - etwa der Blattschneiderameise - reichen etwa bis zu acht Meter tief in die Erde und erreichen eine Gesamtfläche von 50 Quadratmetern.

Spitzenleistungen wie diese können nur in der Gruppe gelingen, vorausgesetzt die Kommunikation funktioniert.
Mix aus Chemie und Körpersprache
Lange Zeit dachten die Forscher, dass sich Ameisen hauptsächlich mit Duftstoffen verständigen, die sie aus ihren Drüsen absondern und die großteils aus langkettigen Kohlewasserstoffen zusammengesetzt sind.

Eingesetzt werden sie etwa, wenn Ameisen einander auf Stellen in ihrem Territorium aufmerksam machen, die von Feinden angegriffen werden.

"Bei afrikanischen Weberameisen spielt in so einem Fall aber auch deren Körpersprache eine bedeutende Rolle", sagte Bert Hölldobler, Verhaltensbiologe an der Universität Würzburg, im Ö1 Radio.
Klärung der Frage: Futter oder Feinde?
Die Weberameise, die für das Auskundschaften der Umwelt zuständig ist, legt zunächst eine chemische Spur zurück zum Nest, sofern sie auf Auffälligkeiten stößt. Diese chemische Spur bleibt immer gleich.

Jedoch: "Die Kundschafterin signalisiert - wenn sie zum Nest zurückgekehrt ist - über unterschiedliche Körpersprache, ob sie auf Futter oder auf Feinde gestoßen ist." Will die Kundschafterin beispielsweise mitteilen, dass die Kolonie bedroht wird, imitiert sie in Sekundenbruchteilen eine Bewegung, die sie sonst im Kampf anwendet.

"In Kombination mit dem chemischen Signal - dem Spurpheromon - kann man das fast mit einer simplen Syntax vergleichen. Denn trifft die Ameise auf Nahrung, teilt sie das mit einer anderen Zitterbewegung mit", so Hölldobler.
Gegenseitige Bespitzelung
Ein besonders interessanter Fall sind für den Wissenschaftler die Honigtopfameisen, die in Australien heimisch sind. Begegnen sich fremde Kolonien in einem ressourcenreichen Gebiet, bespitzelt man einander zunächst, um Informationen über die Stärke und Größe des Gegners zu bekommen.

Es kann bis zu zwei Wochen dauern, bis die jeweils Stärkeren zum Angriff übergehen. "Wie diese Entscheidung fällt, und wie sie innerhalb der Gruppe kommuniziert wird, das würde wir gerne verstehen", so Hölldobler.

Tanja Malle, Ö1 Wissenschaft, 1.2.07
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01.01.2010