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Forscher untersuchen Beziehung Hund-Mensch  
  Eine häufig geäußerte Vermutung lautet, "dass manche Männer ihren Hund gleichsam als verlängertes Ego benutzen". Diesen und andere Aspekte der Hund-Mensch-Beziehung wollen Verhaltensforscher der Uni Wien jetzt systematisch auf den Grund gehen.  
Die Wissenschaftler um Kurt Kotrschal von der Konrad Lorenz Forschungsstelle in Grünau im Almtal studieren in den kommenden Monaten Wesen und Charakter von 20 Hundehaltern mitsamt ihrem Vierbeiner. Gefördert wird das Forschungsprojekt vom Institut für interdisziplinäre Erforschung der Mensch-Tier-Beziehung.

"Wir wollen herausfinden, inwieweit sich die jeweiligen Persönlichkeiten und ihre Verhaltensweisen gegenseitig beeinflussen", sagt Kotrschal in einer Aussendung.
Jagdgemeinschaft Wolf und Mensch
Die Interaktion von Wolf und Mensch zählt zu den am längsten belegten Mensch-Tier-Beziehungen. So sind die ältesten gemeinsamen Funde von Menschen- und Wolfsknochen über 15.000 Jahre alt, schreiben die Wissenschaftler.

Molekulargenetische Daten zeigen allerdings, dass die Partnerschaft schon viel älter sein muss, nämlich etwa 100.000 Jahre.

Die ältesten Zeichnungen, die Mensch und Hund gemeinsam auf der Jagd zeigen, sind 8.000 Jahre alt und stammen aus dem algerischen Tassili-Gebirge.
Bester Freund Hund
Gerade in den letzten Jahrzehnten hat sich das Verhältnis gewandelt: Aufgrund der generellen Entwicklung hin zur Kleinfamilie ist auch die Beziehung zum "besten Freund Hund" privater geworden - gerade im städtischen Bereich.

"Für das Projekt haben wir deshalb Menschen ausgewählt, die eine typisch städtische Beziehung zu ihrem Hund haben", so Kotrschal.
Unterschiede zwischen "Frauerl" und "Herrl"
Bild: Universität Wien
Hundehalter Kotrschal
Damit die Ergebnisse möglichst vergleichbar ausfallen, haben die Forscher einige Variablen ausgeschaltet: So wurden zehn Frauen und zehn Männer mit ausschließlich unkastrierten Rüden als Restpaare ausgewählt.

Mittels Hausbesuchen und standardisierten Fragebögen soll das Verhältnis Besitzer-Tier nun ausgelotet werden. Hund und Besitzer werden in Interaktion beobachtet. Auch spielerische Tests sollen den Forschern mehr über das Verhältnis erzählen.

Kotrschal erwartet unter anderem starke Mann/Frau- bzw. Herrl/Frauerl-Unterschiede.
Zusammenhang: Macho-Gehabe und Hundstrümmerl?
"Wenn manche, vor allem junge Männer ihren Hund dazu einsetzen, um ihr Macho-Ego aufzupolieren, so passiert das oft unbewusst", so der Verhaltensforscher gegenüber der APA.

Kotrschal vermutet, dass ein gewisses Macho-Gehabe auch beim Umgang mit den Hundstrümmerln eine Rolle spielt: "Mein Hund darf auf den Gehsteig machen", lautet - ebenfalls meist unbewusst - die Einstellung.

Frauen haben tendenziell ein ganz anderes Verhältnis zum Hund. Hier steht weniger die Selbstdarstellung im Vordergrund, vielmehr übernimmt der Hund die Rolle eines Sozialpartners.

[science.ORF.at/APA, 6.2.07]
->   Konrad Lorenz Forschungsstelle
 
 
 
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01.01.2010