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Österreichs Akademiker und die Arbeitslosigkeit  
  Österreich hat eine besonders niedrige Akademikerquote, die laut Meinung vieler erhöht werden muss. Besteht nicht die Gefahr, dass dann auch die Akademikerarbeitslosigkeit steigt? Bildungsexperten geben Auskunft.  
Studie: Schützt Bildung vor Arbeitslosigkeit?
Die Gefahrenquote, arbeitslos zu werden liegt in Österreich für Menschen mit Pflichtschulabschluss bei über 16 Prozent. So sagt es zumindest eine aktuelle Studie des Arbeitsmarktservice.

Nur mehr sechs Prozent beträgt demnach das Arbeitslosenrisiko bei Menschen mit Lehrabschluss und Maturanten sind nur zu drei Prozent von Beschäftigungslosigkeit gefährdet. Akademiker sind laut AMS nur zu zwei Prozent vom Gespenst der Arbeitslosigkeit geplagt.
"Keine realistischen Zahlen"
Für Arthur Schneeberger vom Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft (IBW) eine nicht realistische Zahl, da sie nur auf den registrierten Arbeitslosenzahlen basiert:

"Viele Hochschulabsolventen scheuen zurück, sich bei Einstiegsproblemen nach einem Hochschulstudium registrieren zu lassen. Laut Volkszählung und Statistik Austria steigt die Arbeitslosigkeit von Personen mit Abschlüssen im 'tertiären Sektor' kontinuierlich."

Schneeberger kommt so auf eine Akademikerarbeitslosigkeit, die von 1,8 Prozent im Jahr 1999 auf 3,1 Prozent im Jahr 2005 gestiegen ist.
"Qualifikationen vielfältig einsetzbar"
Trotzdem sind Akademiker seltener arbeitslos als andere Menschen, und Christoph Badelt, der Rektor der Wiener Wirtschaftsuniversität und Präsident der Rektorenkonferenz weiß auch einen Grund dafür:

"Menschen mit höherer Bildung bewegen sich im Allgemeinen viel flexibler am Arbeitsmarkt. Selbst wenn sie in dem ursprünglichen Beruf, für den sie ausgebildet waren, nicht sofort einen Job bekommen, haben sie oft noch die Möglichkeiten, leichter auf andere Berufe umzusteigen; weil sie sich einfach Qualifikationen erwerben, die in anderen Berufen einsetzbar sind."
Vergleich mit Skandinavien
Trotzdem: Auch die Akademikerarbeitslosigkeit steigt, und Bildungsforscher Arthur Schneeberger vom IBW meint das auch erklären zu können: Die Schwammfunktion des öffentlichen Sektors hat in den letzte Jahren deutlich nachgelassen:

"Und genau dort arbeiten 50 Prozent der Uni-Absolventen, oder auch in Freien Berufen, die auch sehr stark von öffentlich finanzierten Aufträgen leben."

Eine Rechnung stimme jedenfalls nicht, so Schneeberger: Mehr Akademiker bedeuten für ein Land insgesamt nicht weniger Arbeitslose. Die skandinavischen Länder, wo bis zu 90 Prozent eines Jahrgangs ein Studium beginnen, hätten auch nicht weniger Arbeitslose als Österreich, wo das nur 20 bis 30 Prozent tun.

Martin Haidinger, Ö1 Wissenschaft, 7.2.07
->   Mehr zum Thema Arbeitslosigkeit im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010