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Hirnverletzung: Neue Methode schützt vor Glutamat  
  Israelische Wissenschaftler haben eine neue Methode vorgestellt, wie ein verletztes Gehirn vor einer weiteren Schädigung durch Glutamat-Ausschüttung geschützt werden kann.  
Forscher um Vivian Teichberg vom Weizmann Institut in Rehovot senken dazu in den Glutamat-Gehalt im Blut und regen damit den Abtransport des schädigenden Stoffes aus dem Gehirn an. Erste klinische Tests des patentierten Verfahrens stehen bevor.
Glutamat: Überdosierung schädlich
Wenn Gehirnzellen geschädigt werden, sei es durch eine Krankheit oder eine Verletzung, geben sie eine Substanz namens Glutamat ab. Glutamat ist ein so genannter Neurotransmitter, also ein Botenstoff.

In der richtigen Menge für ein funktionierendes Nervensystem unbedingt nötig, kann eine Überdosierung Gehirnzellen absterben lassen. So kann ein Teufelskreis in Gang kommen, je mehr Gehirnzellen durch Glutamat geschädigt werden, desto mehr Glutamat wird produziert.
Medikamente: Blut-Hirn-Schranke problematisch
Bisherige Versuche, die verhängnisvolle Entwicklung zu unterbrechen, basieren meist auf Medikamenten, die direkt im Gehirn wirken sollen.

Dazu gilt es aber, die so genannte Blut-Hirn-Schranke zu überwinden und das stößt häufig auf Schwierigkeiten.
Neuer Ansatz baut auf ...
Teichberg verfolgt daher einen anderen Ansatz. So ist bekannt, dass der Glutamat-Gehalt im Blutkreislauf generell höher ist als im Gehirn.

Dennoch kann über spezielle Pumpen an den Gefäßwänden das Glutamat entgegen das Konzentrationsgefälle vom Gehirn in den Blutkreislauf befördert werden.
... Glutamat-Pumpen
Die Wissenschaftler senkten daher nach einer simulierten Hirnverletzung im Tierversuch den Blutgehalt an Glutamat mittels eines Enzyms. Tatsächlich sprangen die Glutamat-Pumpen an und beförderten den Transmitter verstärkt aus dem Gehirn ab. So ließen sich weitere Schäden verhindern.

"Unsere Methode lässt sich möglicherweise dort einsetzen, wo andere Methoden fehlschlugen, weil sie die Substanz vom Gehirn weg in den Blutstrom umleitet, wo es keinen Schaden mehr anrichtet", sagte Teichberg.
Behandlung akuter Verletzungen
Das Verfahren könnte sich für die Behandlung von akuten Verletzungen nach Unfällen ebenso eignen wie von Schlaganfällen oder Nervenschädigungen durch bakterielle Infekte oder Gifte.

Die Entwickler erwarten sich auch Einfluss auf chronische Krankheiten wie Grüner Star oder amylotrophische lateral Sklerose (ALS).

[science.ORF.at/APA, 8.2.07]
->   Website von Vivian Teichberg
->   Glutaminsäure - Wikipedia
 
 
 
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01.01.2010