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Blutdruckmittel hilft gegen Eisenspeicherkrankheit  
  Einen neuen Ansatz zur Behandlung der so genannten primären Eisenspeicherkrankheit (hereditäre Hämochromatose) haben Innsbrucker Wissenschaftler mit deutschen Kollegen präsentiert.  
Die Forscher um Günter Weiss von der Universitätsklinik für Innere Medizin der Medizinischen Universität Innsbruck setzen dabei auf ein Medikament, das bisher vor allem gegen Bluthochdruck eingesetzt wurde.
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Die Studie "Ca2+ channel blockers reverse iron overload by a new mechanism via divalent metal transporter-1" ist online in "Nature Medicine" (11.2.07; doi:10.1038/nm1542) veröffentlicht worden.
->   Abstract in "Nature Medicine"
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Häufige Erbkrankheit
Die primäre Eisenspeicherkrankheit zählt zu den häufigsten Erbkrankheiten in Mittel- und Nordeuropa. Sie wird über ein defektes Gen vererbt, das bei etwa jedem zehnten Menschen vorkommt.

Krankheitssymptome zeigen allerdings nur Personen, die sowohl von der Mutter als auch vom Vater ein derart defektes Gen vererbt bekommen haben. Allein in Österreich sind davon bis zu 25.000 Personen betroffen.
Zu viel Eisen schädigt Organismus
Die Patienten haben eine vermehrte Eisenaufnahme über den Darm und eine ungenügende Ausscheidung über die Niere. Dies führt zu zunehmenden Eisenablagerung in Organen, wie Leber, Herz, Bauchspeicheldrüse und Gelenken.

Da Eisen die Bildung von gefährlichen Sauerstoffradikalen fördert, kommt es langfristig zu Gewebeschädigungen, die bis hin zum Organversagen führen können.
Bisher wenige Therapieansätze
Zu ähnlichen Beschwerden führen sekundäre Eisenüberladungen, wie sie bei häufigen Bluttransfusionen zur Behandlung von Blutarmut bei angeborenen oder erworbenen Blutbildungsstörungen oder im Rahmen von Tumorerkrankungen vorkommen.

Die therapeutischen Möglichkeiten zur Behandlung vor allem letzterer Eisenüberladungszustände waren bisher sehr beschränkt.
Nifedipin steigert Eisentransport
Die Innsbrucker Mediziner haben nun eine Substanz gefunden, welche den Transport von Eisen durch Zellmembranen um das zehn- bis 100-fache steigert. Das Mittel ist Nifedipin, ein so genannter Kalziumantagonist.

Es führt zu einer Mobilisierung von Eisen aus der Leber und zu einer vermehrten Ausscheidung des Elements über die Niere. In Mausmodellen konnte gezeigt werden, dass es sowohl für die vererbte als auch für die sekundäre Eisenspeicherkrankheit eingesetzt werden kann.

Weitere Studien wurden angekündigt.

[science.ORF.at/APA, 12.2.07]
->   Eisenspeicherkrankheit (onmeda)
 
 
 
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01.01.2010