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Klimawandel: Mehr Kohlenstoff in Ozeanen  
  Kohlendioxid gilt in der Atmosphäre als Treibhausgas, das für die Erwärmung unseres Planeten hauptverantwortlich ist. Deutsche Forscher haben nun herausgefunden, dass deutlich mehr davon in den Weltmeeren gespeichert wird als bisher angenommen. Das Plus an Kohlendioxid ist selbst in einer Tiefe von 4.500 Metern nachweisbar.  
Die gute Nachricht dabei: Die Ozeane speichern Kohlenstoffe länger als gedacht und entziehen sie damit der Atmosphäre, was den Treibhauseffekt verringert. Die schlechte: Der Prozess führt zu einer Versauerung der Meere mit bisher ungeahnten Konsequenzen für die Tier- und Pflanzenwelt.

Davon berichten Toste Tanhua vom Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) in Kiel und seine Kollegen.
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Die entsprechende Studie "An estimate of anthropogenic CO2 inventory from decadal changes in oceanic carbon content," erscheint zwischen 13. und 16. Februar 2007 online in den "Proceedings of the National Academy of Sciences".
->   Studie (sobald online)
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Weltmeere puffern CO2-Zunahme der Atmosphäre ab
Seit Beginn der Industrialisierung haben die Weltmeere schätzungsweise die Hälfte des vom Menschen ausgestoßenen Klimagases CO2 aufgenommen. Damit tragen die Ozeane einen entscheidenden Beitrag zur Dämpfung des Treibhauseffekts und den daraus resultierenden Folgen bei, zum Beispiel der Erderwärmung.

Doch die Fähigkeit der Ozeane, als Puffer für das Erdklima zu dienen, sinkt mit zunehmender Konzentration von CO2 in der Oberflächenschicht.

Um die Rolle des Ozeans in der zukünftigen Entwicklung des Klimas besser einschätzen zu können, haben die Meereswissenschaftler aus Kiel sich zum Ziel gesetzt, den genauen Verbleib des Treibhausgases CO2 im Ozean zu erforschen.
Vergleich von Daten aus zwei Jahrzehnten
2004 unternahmen sie eine Expedition im Atlantik, deren Route eine 22 Jahre zuvor unternommene Fahrt von amerikanischen Kollegen nachzeichnete. Auf diese Weise konnten Daten, die zwei Jahrzehnte auseinander lagen, direkt miteinander verglichen werden.

Die in Kiel entwickelte Methode setzt auf den statistischen Vergleich hochpräziser Messungen von gelöstem CO2 sowie anderen Eigenschaften des Meerwassers. Mit diesen Daten konnten die Wissenschaftler eine Art CO2-Kartierung des Ozeans vornehmen.

"Wir waren überrascht, wie überzeugend unsere Methode zeigte, dass CO2 tatsächlich aus der Oberfläche in tiefere Schichten gelangt und dort gespeichert wird", berichtet Toste Tanhua, Erstautor der Studie, in einer Aussendung des Instituts.
Meere versauern: Schwierigere Skelettbildung
Was sich einerseits als eine gute Nachricht für die Entwicklung des anthropogenen Treibhauseffekts darstellt, entpuppt sich andererseits als zweischneidiges Schwert für den Lebensraum Ozean.

Aufgrund der vermehrten Aufnahme von CO2 beobachten Forscher seit kurzem eine zunehmende Versauerung des Ozeans, mit alarmierenden Folgen für die Organismen im Meer.

Kalkbildner wie Korallen, aber auch manche mikroskopisch kleinen Planktonarten haben immer mehr Schwierigkeiten, ihre Skelette zu bilden. Weil diese am Anfang der Nahrungskette stehen, hat die Entwicklung weitreichende Folgen für ganze Ökosysteme im Meer.
"Kalk-Grenze" steigt
Die neue Studie weist erstmals nach, mit welch hohem Tempo dieser Prozess schon vorangeschritten ist.

"Unsere Daten zeigen, dass sich die Tiefe, unter der sich Kalk im Ozean auflöst, in den letzten 200 Jahren um ganze 400 Metern nach oben verlagert hat", erklärt Douglas Wallace, Meereschemiker am IFM-GEOMAR.

"Wir sind dabei, die Chemie des Ozeans auf eine dramatische Art und Weise zu verändern."

[science.ORF.at, 13.2.07]
->   Leibniz-Institut für Meereswissenschaften
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01.01.2010