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Datenschutz: Bequemlichkeit geht vor Privatsphäre  
  Wissenschaftler warnen angesichts der rasant wachsenden Zahl von elektronischen Dienstleistungen und neuer Technologien vor allzu sorglosem Umgang mit privaten Daten.  
Laut einem Forschungsprojekt von sechs europäischen Institutionen zur Technikfolgenabschätzung - darunter das Institut für Technikfolgen-Abschätzung (ITA) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) - wird der Stellenwert der Privatsphäre sowohl durch Bürger und Unternehmen als auch durch Politiker unterschätzt.

Das Projekt wird am 28. Februar im Rahmen eines internationalen Workshops mit Mitgliedern des Europäischen Parlaments, Interessenvertretern und Wissenschaftlern in Brüssel präsentiert.
Politik soll sich um Schnüffelchips kümmern
Der rasante Fortschritt elektronischer Dienstleistungen birgt laut den Experten Chancen und Risiken. Internet- oder Handynutzer profitieren durch die Möglichkeiten der Technik, hinterlassen dabei aber auch Datenspuren.

Die Wissenschaftler fordern, dass sich die Politik dem Thema Privatsphäre - Privacy - annimmt. Neue Technologien wie RFID - von Kritikern auch "Schnüffelchips" genannt - oder Biometrie und entwickeln sich sehr schnell und schaffen neue Angebote.

Damit verbunden sind Gefahren für die Privatsphäre des Einzelnen. Die Anbieter sammeln, analysieren und speichern auf unbestimmte Zeit laufend Daten ihrer Kunden.
Bequem statt vorsichtig
Obwohl vielen Nutzern bekannt ist, wie viele persönliche Informationen sie im Umgang mit Informations- und Kommunikationstechnologien offen legen, kann von ihnen nicht erwartet werden, dass sie die langfristigen Folgen ermessen können.

Aus diesem Grund forderte Walter Peissl vom ITA eine stärkere Sensibilisierung der Anwender von elektronischen Dienstleistungen rund um das Thema Privatsphäre.

In ihrem Projektbericht stellen die Forscher fest, dass der Schutz der Privatsphäre oft gegenüber Werten wie Bequemlichkeit, Sicherheit, ökonomischen Vorteilen oder sozialer Interaktion abgewogen wird.
Privacy-Folgenabschätzung als Verpflichtung?
Die Technikfolgenabschätzer sind überzeugt, dass viele Probleme im Zusammenhang mit Privacy vermieden werden könnten.

Dazu müssten die Anliegen des Datenschutzes frühzeitig, d.h. bereits bei der Konzeption und Entwicklung elektronischer Angebote berücksichtigt werden. Eine obligatorische Privacy-Folgenabschätzung könnte hierzu beitragen.
"Nur so viele Daten wie nötig"
Die Experten fordern, dass beim Erheben personenbezogener Daten immer der Grundsatz "So wenig wie möglich, nur so viel wie nötig" befolgt werden sollte. Für Überwachungssysteme seien unabhängige Aufsichtsstellen einzurichten.

Weiters sollten Bürger einfachen, transparenten Zugang zu den über sie gespeicherten Daten erhalten. Nicht zuletzt sollten Datenschutzbehörden mit ausreichenden Kompetenzen und Ressourcen ausgestattet sein.

[science.ORF.at/APA, 19.2.07]
->   Institut für Technikfolgen-Abschätzung (ITA)
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Bürgerbeteiligung gegen Datenschutz-Bedenken (11.9.06)
->   EU-Sicherheitsforschung: Grundrechte schützen (20.2.06)
->   Zwischen Sicherheitsvorsorge und Sicherheitswahn (5.10.05)
 
 
 
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01.01.2010