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Experten: Es gibt viel mehr Lebewesen als gedacht  
  Auf unserem Planeten gibt es vermutlich zehn Mal so viele Arten wie bisher angenommen. Von der Explosion der Arten betroffen sind vor allem die Kleinstlebewesen.  
Was ähnlich ausschaut, erweist sich molekularbiologisch nämlich als sehr verschieden. Statt der bisher geschätzten 40.000 Einzeller gibt es wahrscheinlich eine halbe Million. Insgesamt schätzt man alle Arten auf unserer Welt auf bis zu 30 Millionen.

Bei einer internationalen Protozoologen Tagung in Salzburg wurden die neuesten Erkenntnisse zur Biodiversität der Einzeller vorgestellt.
Ein Wimperntierchen - viele Arten
Wie eine grüne Eistüte mit einem roten Punkt obendrauf so schaut es aus - das nicht einmal einen Millimeter große Rotauge, das im Mittelmeer und vor allem rund um die Insel Isle of Man in der Irischen See vorkommt.

Das eine winzige Wimpertierchen sind in Wahrheit aber viele verschiedene Arten. Genauso unterschiedlich wie Mensch und Gorilla.
Unterschiedliche Harpunen
Die Salzburger Biologin Sabine Agatha, die weltweit führend Forscherin am Meeresplankton hat zum Beispiel festgestellt, dass Rotaugen ganz unterschiedliche Harpunen abschießen.

Der amerikanische Ozeanograph und Meeresbiologe George Mc Manus von der Universität Connecticut hat mit DNA Vergleichen herausgefunden, dass es sich beim Rotauge um bis zu zehn verschiedene Arten handelt.
Biodiversität verstehen
Die wunderbare Vermehrung der Winzlinge hat auch praktische Bedeutung. Mc Manus nennt als Beispiel den Klimawandel:

"Wir müssen die Natur der Biodiversität auf unserem ganzen Planeten verstehen. Wir können das schon ganz gut bei großen Organismen wie Pflanzen oder Tieren, aber noch sehr schlecht bei Mikroorganismen. Genau das aber ist notwendig, wenn wir verstehen wollen, wie sich die Umwelt verändern wird mit dem Klimawandel", meinte Mc Manus im ORF-Radio.
Ideales Futtermittel
Eine andere praktische Bedeutung aus der Arbeit von Mc Manus: Seine Gruppe hat festgestellt, dass sich eine einzige der zehn Rotaugenarten sehr schnell und billig züchten lässt. Diese Art könnte sich als ideales Futter von Krustentier- oder Fischzuchten eignen. In einem Projekt wird das erforscht.
Noch viel Forschung vor uns
Wimpertierchen wie das Rotauge sind nur ein Beispiel für die enorm unterschätzte Biodiversität der Einzeller. Bisher hat man ihre Anzahl auf 40.000 geschätzt.

Inzwischen gehe man von einer halben Million aus, so der Präsident der Internationalen Einzeller-Gesellschaft Wilhelm Foissner von der Universität Salzburg. Der Forschungsbedarf sei riesig.

Von verschiedenen Arten spricht man, wenn sich ihre Vertreter untereinander nicht paaren können.

Maria Mayer, Ö1 Wissenschaft, 27.2.07
->   Protozoologen Tagung in Salzburg
 
 
 
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01.01.2010