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Hormonspirale: Mangelnde Informationen für Frauen  
  Überraschende Ergebnisse brachte eine österreichweite Online-Befragung zum Thema Hormonspirale: Viele Frauen fühlen sich nicht ausreichend beraten und finden sich oft monate- und jahrelang mit Nebenwirkungen ab.  
Das Grazer Frauengesundheitszentrum, das die Umfrage durchgeführt hat, fordert nun ein Nebenwirkungs-Meldesystem für Patientinnen. In Beratungsgesprächen im Frauengesundheitszentrum hätten Frauen immer wieder von Problemen mit der Hormonspirale berichtet, die in Minidosierung Hormone direkt in die Gebärmutter abgibt.

Deswegen sei man auf die Idee einer breiter angelegten Online-Befragung gekommen.
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Hormonspirale als sanfte Verhütungsmethode?
Neben der täglichen "Pille" gibt es zahlreiche Möglichkeiten, hormonell gesteuert zu verhüten: Hormonpflaster und -spirale drängen auf den Markt. In Österreich ist die Hormonspirale (Mirena) seit 1997 erhältlich und wird als "moderne, intelligente und sanfte" Verhütungsmethode beworben.
->   Alternative Methoden zur Empfängnisverhütung (science.ORF.at)
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88 Prozent leiden unter Beschwerden
1.309 zeigten ausgewerteten Fragebögen, dass 88 Prozent der Befragten unter Beschwerden leiden, die sie auf die Hormonspirale zurückführen. Stimmungsveränderungen, Schmerzen im Unterleib, Schmierblutungen, Kopfschmerzen, Brustveränderungen, Akne und Eierstockzysten führen das Beschwerderegister an.

"Die unerwünschten Wirkungen, die die Frauen schildern, decken sich mit den in der Literatur dokumentierten Wirkungen", sagte Sylvia Groth, Geschäftsführerin des Frauengesundheitszentrums, im Gespräch mit der APA. Die Mehrzahl der befragten Patientinnen gab mehrere Beschwerden zugleich an: durchschnittlich fünf.
Vorher keine Informationen über Nebenwirkungen
Alarmierend ist für die Leiterin des Frauengesundheitszentrums besonders der Umstand, dass viele Frauen (je über 90 Prozent) angaben, die Hormonspirale eingesetzt bekommen zu haben, ohne Informationen zu unerwünschten Wirkungen wie Stimmungsveränderungen, Akne, Kopfschmerzen, Brustspannen und Unterbauchschmerzen erhalten zu haben.

51 Prozent der Befragten fühlen sich über das Verhütungsmittel schlecht informiert. 52 Prozent gaben an, gar keine Informationen über unerwünschte Wirkungen durch ihren Frauenarzt erhalten zu haben. Nur 15 Prozent fühlen sich gut informiert.
Langjährige Beschwerden
35 Prozent der Teilnehmerinnen der Online-Befragung nutzten die Hormonspirale seit bis zu einem Jahr, 65 Prozent schon länger. Die Beschwerden nahmen bei ihnen längerfristig gesehen jedoch nur wenig ab: 96 Prozent der Teilnehmerinnen, die die Hormonspirale seit drei bis sechs Monaten benutzten, haben Beschwerden.

Nach dreijähriger Anwendung hatten noch immer 90 Prozent Beschwerden - entgegen der Herstellerinformation, die besagt, dass diese nach den ersten Monaten aufhören würden.
Rückmeldungen sollten angenommen werden
Anders als etwa in Schweden oder Kanada fehlen in Österreich Strukturen zur Patientinnenbeteiligung in der Arzneimittelüberwachung - wie Möglichkeiten für systematische Rückmeldungen von Nutzerinnen, so Groth. Sie fordert, dass Patientinnen selbstständig - und nicht nur über Ärzte und Apotheker - ihre Erfahrungen an die zuständige Gesundheitsbehörde weitergeben können.

[science.ORF.at/APA, 9.03.07]
->   Frauengesundheitszentrum Graz
->   Schering: Wirkung der Hormonspirale und Beschwerden
 
 
 
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01.01.2010