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HPV-Impfung: Schutz vor Vulva- und Vaginalkrebs  
  Die Impfung gegen gefährliche Stämme der Human Papilloma Viren (HPV) schützt Frauen nicht nur gegen Gebärmutterhalskrebs, sondern auch gegen Vulva- und Vaginalkrebs-Vorstufen.  
Dies hat eine wissenschaftliche Studie ergeben, die unter Führung des Wiener Gynäkologen Elmar Joura, in der neuesten Ausgabe der britischen Medizin-Fachzeitschrift "The Lancet" veröffentlicht wird.
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Schutz gegen Gebärmutterhalskrebs
Die hohe Schutzrate der Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs, der zu 70 Prozent durch die HP-Virusvarianten 16 und 18 hervorgerufen wird - nur 0,3 Prozent der Erkrankungen werden laut Fachleuten nicht durch HP-Viren verursacht -, ist bereits auch in einer vergangene Woche im "New England Journal of Medicine" publizierten Studien belegt worden.
->   Gebärmutterhalskrebs: Impfung schützt zu 98 Prozent (10.5.07)
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100 Prozent Effektivität
Jetzt folgte die Auswertung der Daten von 18.174 Frauen im Alter zwischen 16 und 26 Jahren, von denen die Hälfte drei Dosen der Vakzine bekommen hatte, auf die allfällige Entwicklung von unmittelbaren Vorstufen des Vulva- bzw. Vaginalkrebs. Die Beobachtungszeit betrug im Durchschnitt drei Jahre.

Joura über die Ergebnisse: "Bei den Frauen, die zu Beginn der Impfung noch keine HPV-Infektion hatten, und die alle drei Vakzin-Dosen erhielten, betrug die Effektivität der Impfung 100 Prozent gegen Vulva- bzw. Vaginalkrebs-Vorstufen, die durch HPV 16 oder 18 hervorgerufen wurden."
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Die Studie " Efficacy of a quadrivalent prophylactic human papillomavirus (types 6, 11, 16, and 18) L1 virus-like-particle vaccine against high-grade vulval and vaginal lesions: a combined analysis of three randomised clinical trials" von Elmar Joura und Kollegen ist im Medizinjournal "The Lancet" erschienen (Band 369, S. 1693-1702, DOI:10.1016/S0140-6736(07)60777-6).
->   Zum Abstract (nach Gratis-Registrierung)
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Auch bei Infektionen 49 Prozent Schutz
97 Prozent betrug die Schutzrate bei allen Frauen, welche die Studie in vorgesehener Form beendeten und 71 Prozent bei allen Frauen. Hier sind auch diejenigen eingerechnet, welche die Impfung nur teilweise erhalten hatten.

Bei den Frauen, die irgendwelche HPV-Infektionen (andere als solche, gegen welche die Vakzine schützt) während der Beobachtungszeit hatten und/oder auch nur einen Teil der Immunisierungen erhielten, lag die Schutzrate noch immer bei 49 Prozent.
Zunahme von Vulvakarzinomen
Der Wiener Gynäkologe von der Universitäts-Frauenklinik (AKH-Wien): "Das zeigt, dass die Immunisierung gegen HPV vor solchen Karzinomen schützt. Wir haben schon vor einiger Zeit in Österreich eine dramatische Zunahme von Vulvakarzinomen bei jungen Frauen festgestellt, die durch HPV ausgelöst werden.

In unserer Studie haben wir jetzt eine überraschend hohe Häufigkeit von Oberflächenkarzinomen der Vulva von 120 Fällen pro 100.000 Frauen und Jahr feststellen können."
Zusammenhang eindeutig belegt
Ein kausaler Zusammenhang zwischen HP-Viren und Gebärmutterhals-, Vulva- und Vagina-Karzinomen lässt sich laut dem Wiener Gynäkologen durch die Wissenschaft eindeutig belegen. Man sollte nicht daran zweifeln.

Joura: "Rauchen erhöht das Risiko für ein Bronchuskarzinom um das Zehnfache. Eine länger bestehende HPV-Infektion erhöht das Risiko für Gebärmutterhalskrebs um das 500-Fache. Niemand würde aber sagen, dass Rauchen nicht Lungenkarzinome auslöst. Wenn ein Mann eine HPV-Infektion hat, erhöht sich das Gebärmutterhalskrebs-Risiko seiner Partnerin ebenso auf das Zehnfache."
Forscher: Krankheiten zu 71 Prozent verhindern
Was die Gesundheitspolitik betrifft, die in Österreich noch immer teilweise zögert, die HPV-Impfung in dem von der öffentlichen Hand finanzierten Kinderimpfprogramm zu verankern, sagt die Studie ganz klar: "Der für die öffentliche Gesundheit erzielbare Vorteil (der Verhütung derartiger Krankheiten, Anm.) liegt bei 71 Prozent."

[science.ORF.at/APA, 18.5.07]
->   Mehr zum Stichwort HPV im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010