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Blutdoping mit Erythropoietin (EPO)  
  Einige prominente deutsche Radsportler haben zuletzt gestanden, sich mit Erythropoietin (EPO) gedopt zu haben. Der Mechanismus dahinter ist recht einfach: Die Ausdauerleistungsfähigkeit ist wesentlich von dem Vermögen der Sauerstoffaufnahme abhängig. EPO, ein Peptidhormon, stimuliert die Produktion roter Blutkörperchen.  
Eine erhöhte Anzahl dieser Erythrozyten im Organismus führt zu einer Verbesserung der Sauerstoffaufnahme des Blutes und steigert so die Leistungsfähigkeit im Ausdauerbereich.
->   Doping-Outing deutscher Radsportler (sport.ORF.at)
Ursprünglich gegen Nierenleiden entwickelt
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) verbietet seit mehr als zwölf Jahren den Gebrauch von EPO. Entwickelt wurde es für Patienten mit schweren Nierenleiden, bei denen Blutarmut auftritt.

Bis zum Jahr 2000 war der analytische Nachweis eines EPO-Missbrauchs mit der Schwierigkeit verbunden, dass das vom Organismus produzierte nicht vom synthetischen, gentechnisch hergestellten EPO zu unterscheiden war.

Den Durchbruch beim Aufspüren von verbotenen EPO-Einnahmen schaffte der Franzose Francoise Lasne, der ein direktes Nachweisverfahren auf Grundlage einer Urinanalyse entwickelte. Der Radsport-Weltverband (UCI) hat die Lasne-Methode im April 2001 anerkannt.
Natürliche und künstliche Varianten
Das Hormon EPO wird vom menschlichen Körper auf natürliche Art gebildet, kann seit 1988 aber auch gentechnisch hergestellt und damit künstlich zugeführt werden.

Das Hormon trägt im Ausdauersport zu einer erheblichen Leistungssteigerung bei und steht ebenso wie seine Derivate seit 1990 auf der Liste verbotener Substanzen der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA).
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WADA bestimmt, was Doping ist
Die WADA definiert heute, was Doping im Spitzensport bedeutet: kurz gesagt das, was auf ihrer Dopingliste steht.
->   Doping ist, was auf der Dopingliste steht (24.2.06)
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Spezialkamera kann EPO länger im Harn nachweisen
Die leistungssteigernde Wirkung von EPO hält wie bei der Methode der Transfusion mit Eigen- und Fremdblut (Blutdoping) zwei bis drei Wochen an, kann aber im Urin lediglich 48 Stunden lang zuverlässig nachgewiesen werden.

Das österreichische Anti-Doping-Labor in Seibersdorf hat dafür eine Spezialkamera und eine Spezialsoftware entwickelt, die weltweit eingesetzt wird. Bis ins Jahr 2000 war künstliches EPO nur im Blut und höchst unzuverlässig nachzuweisen.
->   Kamera entlarvt Dopingsünder (12.12.03)
Risiken: Blutverdickung und -gerinnsel
Auf Grund der starken Veränderlichkeit des makromolekular aufgebauten Proteins EPO können A- und B-Proben - wie im Fall der US-amerikanischen Sprinterin Marion Jones - nach wie vor unterschiedlich ausfallen.

Mögliche Nebenwirkungen des Missbrauchs des Medikaments, das als flankierende Maßnahme bei Chemotherapien und in der Chirurgie bei Operationen mit erheblichem zu erwartendem Blutverlust angewendet wird, sind Blutverdickung und in weiterer Folge die Bildung von Blutgerinnseln.
Hämatokritwert als Gradmesser des Blutes
Als Maß für die Zähflüssigkeit des Blutes dient der Hämatokritwert, der den Anteil von zellularen Bestandteilen im Verhältnis zum Gesamtvolumen angibt und mittels Zentrifuge ermittelt wird.

Beträgt der Wert mehr als 50 Prozent, werden etwa Radsportler als Gesundheitsvorkehrung mit einer zweiwöchigen "Schutzsperre" belegt und dürfen in dieser Zeit zwar nicht zu Wettkämpfen antreten, werden aber nicht als Dopingfälle betrachtet.

Zahlreiche Sportler argumentieren ihre hohen Werte mit genetischen Voraussetzungen sowie Höhentraining. Bei längerem Aufenthalt in hoch gelegenen Regionen mit sauerstoffarmer Luft reagiert der Körper auf natürliche Weise mit der Bildung zusätzlicher roter Blutkörperchen.

[science.ORF.at/APA, 24.5.07]
->   Erythropoietin (Wikipedia)
Mehr dazu in science.ORF.at:
->   Hämoglobin laut Studie "stabile Variable" (24.11.06)
->   "Dopingmittel" EPO hilft Schizophrenie-Patienten (13.10.06)
->   Soziologen: Gegen Doping gibt es kein Mittel (24.2.06)
 
 
 
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01.01.2010