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"Lebensplanung" bestimmt Persönlichkeit von Tieren  
  Draufgänger oder Feigling: Welche Persönlichkeiten Tiere entwickeln, hängt von ihrer "Lebensplanung" ab. Dies schließt eine Gruppe internationaler Forscher aus ihrer Untersuchung der Evolution tierischer Verhaltensweisen am Computer. Tiere, die in die Zukunft investierten, verhalten sich demnach eher ängstlich, um das Erreichen ihrer "Lebensziele" nicht zu gefährden.  
Ein Beispiel: Wenn sich ein Tier erst im zweiten Lebensjahr vermehrt, muss es im ersten vorsichtig sein, um das zweite überhaupt zu erreichen. Wer weniger zu verlieren habe, zeige sich eher mutig und aggressiv, schreiben die Wissenschaftler.
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Die Studie "Life-history trade-offs favour the evolution of animal personalities" von Max Wolf und Kollegen ist am 31. Mai 2007 in Nature erschienen (Band 447, S. 581-584, doi:10.1038/nature05835).
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Verschiedene Persönlichkeiten "unlogisch"
Dass nicht nur der Mensch, sondern auch Tiere eine Art Persönlichkeit besitzen, legen zahlreiche Untersuchungen und Beobachtungen der vergangenen Jahre nahe. So hatten Forscher etwa festgestellt, dass sich einzelne Exemplare einer Tierart in einer Situation sehr unterschiedlich verhalten - einige eher ängstlich, andere eher aggressiv.

Aus evolutionsbiologischer Sicht scheint die Entwicklung verschiedener Persönlichkeitstypen zunächst unlogisch. Denn schließlich sollten der Theorie zufolge ausschließlich die am besten angepassten Individuen überleben - und sich folglich ein einziger Persönlichkeitstyp in einer Population durchsetzen.
Generationen am Computer simuliert
Max Wolf von der Universität Groningen (Niederlande) und seine Mitarbeiter liefern mit ihrer Studie nun eine mögliche Erklärung dafür, wie Variationen im Verhalten dennoch im Verlauf der Evolution aufrechterhalten werden.

Im Computermodell hatten sie über Hunderte von Generationen die Entwicklung von Persönlichkeitstypen unter verschiedenen Voraussetzungen simuliert. Dabei gingen sie von einer Tierart aus, die zwei Jahre lebt, früh geschlechtsreif wird und entweder im ersten oder zweiten Jahr Nachwuchs zeugen kann.
Nachwuchs entscheidet über Aggressivität
Diejenigen, die die Vermehrung nach hinten schieben, können in die Entwicklung eigener Ressourcen investieren. Dafür müssen sie sicherstellen, ihr zweites Lebensjahr überhaupt zu erreichen, um sich dann noch fortpflanzen zu können.

Solche Tiere werden sich in Auseinandersetzungen mit Artgenossen oder Fressfeinden eher vorsichtig verhalten. Diejenigen hingegen, die bereits im ersten Jahr Nachwuchs gezeugt haben, reagieren in ähnlichen Situationen aggressiver.

[science.ORF.at/dpa, 30.5.07]
->   Universität Groningen
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01.01.2010