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DNA-Fund belegt: Grönland war früher bewaldet  
  Auf Grönland blühte einst das Leben. Statt einer kilometerdicken Eisschicht bedeckten demnach Nadelwälder den südlichen Teil der Insel, Schmetterlinge, Käfer, Fliegen und Spinnen tummelten sich zwischen Fichten, Eiben und anderen Bäumen. Allerdings liegt diese Zeit vermutlich 450.000 bis 800.000 Jahre zurück - und damit deutlich länger als bisher angenommen.  
Das zeigt ein einzigartiger DNA-Fund, den ein internationales Forscherteam vom Boden des grönländischen Eispanzers gewonnen hat.
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"Ancient Biomolecules from Deep Ice Cores Reveal a Forested Southern Greenland" von Eske Willerslev et al. ist in "Science" (Bd. 317, S. 111; doi: 10.1126/science.1141758) erschienen.
->   Abstract
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Grönland seitdem vereist
Entgegen bisheriger Annahmen war die Arktisinsel seitdem nicht mehr eisfrei, argumentieren Eske Willerslev von der Universität Kopenhagen und seine Kollegen. Denn wären etwa vor der vergangenen Eiszeit vor rund 120.000 Jahren erneut Wälder in Südgrönland gewachsen, hätten ihre Überreste die nun gefundene ältere DNA ersetzt.

"Wenn unsere Daten richtig sind, heißt das auch, dass die Eisdecke des südlichen Grönlands stabiler ist als bislang angenommen", betont Willerslev. Dies würde auch die Vorstellungen davon beeinflussen, wie das grönländische Eis auf einen Klimawandel reagiert.
Zwei Kilometer ins Eis gebohrt
Einer der Eisbohrkerne, den die Wissenschaftler untersuchten, trägt den Namen "Dye 3" und hat eine Gesamtlänge von zwei Kilometern.

Aus dem untersten Abschnitt gewannen die Forscher das Erbgut, das sie anschließend vervielfältigten und dann über eine Datenbank mit bekannten Erbgutabschnitten verschiedenster Tier- und Pflanzenarten verglichen. Auf diese Weise konnten sie ermitteln, wie Flora und Fauna auf Grönland einst ausgesehen haben.
Reste von Nadelhölzern und Süßgräsern
Das südliche Grönland war demnach vor allem von Nadelwald bedeckt. Neben den verschiedenen Tier- und Baumarten fanden die Forscher Spuren meist krautiger Pflanzen, etwa von Korbblütlern, Schmetterlingsblütengewächsen und von Süßgräsern.

Diese Pflanzen finden sich auch heute noch in vielen nördlichen Regionen. Auf Grund der nachgewiesenen Pflanzenarten vermuten die Wissenschaftler, dass die Temperaturen in der Region im Juli über zehn Grad Celsius lagen und auch im Winter nicht unter minus 17 Grad fielen.
Große Bandbreite bei Altersbestimmung
Das Alter der Proben können die Forscher nicht exakt bestimmen, vier verschiedene Untersuchungsmethoden ergaben ein Alter zwischen 450.000 und 800.000 Jahren. Die Wissenschaftler hoffen, auch aus anderen Bohrkernen Erbgut gewinnen und so möglicherweise vergangene Ökosysteme entdecken zu können, die bisher unter den Eismassen verborgen liegen.
Klimageschichte der Antarktis geklärt
In der Antarktis hat unterdessen ein internationales Forscherteam einen mehr als drei Kilometer langen Eisbohrkern untersucht. Er umfasst nun insgesamt 800.000 Jahre Klimageschichte der Region und stellt damit den längsten kontinuierlichen Klimanachweis überhaupt dar.

Die Wissenschaftler um Jean Jouzel vom Laboratoire des Sciences du Climat et de l'Environnement in Gif-sur Yvette (Frankreich) berichten darüber auf der Website von "Science" (10.1126/science.1141038).

In Warmzeiten lag die Temperatur demnach bis zu 4,5 Grad Celsius höher und in Kaltzeiten bis zu zehn Grad niedriger als in der jüngeren Vergangenheit, bevor der Mensch das Klima beeinflusst hat. Nach alten Erbgutproben haben die Forscher in der Antarktis nicht gesucht.

[science.ORF.at/dpa, 6.7.07]
->   Eske Willerslev - Universität Kopenhagen
->   Grönland - Wikipedia
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01.01.2010