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Künstliche Haut ersetzt Tierversuche für Kosmetik  
  Bis 2019 müssen gemäß der neuen EU-Chemikalienrichtlinie "Reach" mehr als 10.000 Kosmetik-Chemikalien auf Hautirritationen getestet werden. Gleichzeitig verbietet die EU-Kosmetikdirektive von 2009 an den Gebrauch von Versuchstieren für solche Tests. Die Kosmetikindustrie forscht deshalb nach Alternativen. Laut französischen Forschern konnte nun erstmals gezüchtete Haut Tierversuche für bestimmte Tests voll ersetzen.  
Die Methode des Kosmetikkonzerns L'Oreal schone nicht nur Versuchstiere, sondern liefere auch bessere Ergebnisse, berichtet das britische Magazin "New Scientist".

Die Entwicklung namens Episkin habe die Zulassung für Tests auf Hautirritationen durch Kosmetikprodukte erhalten und sei der erste vollständige Ersatz für Tierversuche.
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Der Artikel "Tests to use human not animal skin" erscheint im "New Scientist" (Nr. 2614, S. 14; 28.7.07).
->   New Scientist
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Von Operationen übrig gebliebene Hautzellen
Für das Episkin-Verfahren nutzen die Forscher des Kosmetikkonzerns bestimmte Hautzellen, die bei Brustoperationen übrig bleiben. Diese Keratinozyten lässt das Team um Estelle Tessonneaud von den L'Oreal-Laboren in Lyon auf Kollagen wachsen, dem Stütz-Eiweiß und Hauptbestandteil des Bindegewebes.

Für Tests auf Hautreaktionen tunken die Forscher die künstliche Haut in das Kosmetikpräparat und behandeln es anschließend mit einem gelben Farbstoff, der sich in Gegenwart von lebendem Gewebe blau färbt. So lässt sich unmittelbar erkennen, ob und wie viele Zellen durch die Zutaten in der getesteten Kosmetik gestorben sind.
Künstliche Haut kann altern und braun werden
Unabhängige Tests hätten gezeigt, dass Episkin die Hautreaktion genauer voraussagen kann als Tierversuche, sagte L'Oreals wissenschaftliche Direktorin Patricia Pineau dem "New Scientist".

Darüber hinaus biete die gezüchtete Haut weitere Vorteile: So lasse sie sich mit Hilfe von UV-Strahlung künstlich altern, und durch die Zugabe von Melanozyten werde sie sogar braun.

Mit Hilfe von Spenderzellen von Frauen unterschiedlicher Hautfarbe habe das Team etwa ein Spektrum von Hauttönen erzeugt, um die Effektivität von Sonnencreme zu testen.
Zukunft: Ersatzhaut für schwere Verbrennungen
Die Forscher um Tessonneaud hatten zuvor bereits künstliche Haut zum Studium einer seltenen Überempfindlichkeit für Sonnenlicht entwickelt. Die entsprechende Studie ist in "Photochemistry and
Photobiology" erschienen (doi: 10.1111/j.1751-1097.2005.tb01517.x).

Jetzt arbeiten die Forscher laut "New Scientist" an Ersatzhaut für schwere Verbrennungen und Geschwüre.

[science.ORF.at/dpa, 25.7.07]
->   EU-Chemikalienrichtlinie REACH
->   L'Oreal Invitroskin
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Keine Tierversuche: Forschungszentrum in Linz (18.12.06)
->   Stammzellverfahren soll Tierversuche ersetzen (3.5.06)
->   EU will Tierversuche langfristig "auf null" reduzieren (8.11.05)
 
 
 
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01.01.2010