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Medizinstudium: Quotenregelung rettet Österreicher  
  Wie im Vorjahr hat die Quotenregelung für das Medizinstudium die österreichischen Bewerber "gerettet". Sie schnitten beim Eignungstest wieder schlechter ab als die deutschen Kandidaten.  
Und wieder haben sich deutlich mehr Frauen beworben, als dann tatsächlich aufgenommen wurden.

Die Resultate der Anfang Juli in Wien und Innsbruck abgehaltenen Eignungstests für das Medizinstudium (EMS) an den Medizin-Universitäten Wien und Innsbruck wurden am Mittwoch veröffentlicht.
Innsbruck: 57 Prozent der Angemeldeten Deutsche
In Wien hätten nach der Anmeldeprozedur im Frühjahr 3.723 Personen zum Test antreten dürfen, tatsächlich haben sich dann 2.581 Bewerber dem EMS gestellt, um einen der 740 Studienplätze an der Medizinischen Universität Wien (MUW) zu ergattern.

Davon waren zwei Drittel (66 Prozent) Österreicher und 28 Prozent Deutsche, der Rest kam aus anderen EU-Staaten bzw. Nicht-EU-Ländern.

An der Meduni Innsbruck hatten nach der Anmeldung 1.929 Personen die Chance, zum EMS anzutreten, 1.359 haben sie tatsächlich genutzt, um einen der insgesamt 400 Studienplätze zu erlangen. Die Deutschen waren dort mit 57 Prozent der Bewerber in der Überzahl, 41 Prozent kamen aus Österreich.
Aufnahmetest für Medizin-Studium in Österreich
 
Grafik : APA, Quelle: Medizinunis

Quotenregelung "rettet" Österreicher
Im Gegensatz zum Vorjahr haben die Medizinunis heuer nicht berechnet, wie viele der zur Verfügung stehenden Studienplätze allein aufgrund des Testergebnisses auf Österreicher entfallen wären (2006 wären es nur 46 Prozent gewesen).

Dennoch habe die Quotenregelung für das Medizinstudium (wonach an den Medizinunis 75 Prozent der Anfänger-Studienplätze für Bewerber mit österreichischem Maturazeugnis reserviert sind, 20 Prozent für EU-Bürger und fünf Prozent für Nicht-EU-Bürger) wieder die Österreicher "gerettet", wie der MUW-Vizerektor für Lehre, Rudolf Mallinger, im Gespräch mit der APA erklärte.
Deutsche im Schnitt besser
Das nicht allein aufgrund der Teilnehmerzahlen beim Test mit einem zum Teil deutlich über der Quote liegenden Anteil an Deutschen unter den Kandidaten.

Auch bei den Ergebnissen haben die Deutschen besser abgeschnitten als die Österreicher: Während die österreichischen Bewerber einen mittleren Testwert von 98,6 Punkten erzielten, erreichten die Deutschen im Mittel einen Wert von 103,1 Punkten.

Kleines Trostpflaster: Das beste Testergebnis lieferte eine Wienerin, sechs der zehn besten Testteilnehmer stammen aus Österreich, vier aus EU-Ländern.
Frauen im Nachteil
"Signifikant schlechter" ist - wie schon im Vorjahr - das Ergebnis der weiblichen Testteilnehmer im Vergleich zu jenem der Männer.

Das wirkt sich in einer dramatischen Verschiebung des Geschlechterverhältnisses aus: In Wien waren 56,6 Prozent der zum EMS Angetretenen Frauen, einen Studienplatz ergatterten allerdings nur 41,5 Prozent.

Nicht ganz so schlimm ist es in Innsbruck: Dort waren 56,7 Prozent der Kandidaten, die den Test absolvierten, Frauen, 48,8 Prozent erhalten einen Studienplatz.
Warten auf Studie
Die MUW kann über die Ursachen dieser Geschlechterdifferenz derzeit nichts Konkretes sagen, wie es in einer Aussendung heißt. Einerseits verweist man auf die deckungsgleichen Tests in der Schweiz und Baden-Württemberg, wo sich keine signifikanten Geschlechterunterschiede gezeigt hätten.

Andererseits müsse man die - nach den bereits im Vorjahr aufgetretenen geringen Frauen-Erfolgsquoten beim EMS - vom Wissenschaftsministerium in Auftrag gegebene Studie der Bildungspsychologin Christiane Spiel abwarten, die im Herbst vorliegen soll.
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In Innsbruck studieren 30 Prozent EU-Bürger
Die Quote wird - nach einer Gesetzesänderung im Vorjahr - nicht jeweils für Wien und Innsbruck extra, sondern für beide Unis zusammen berechnet. Dadurch kommt es nach dem Ranking der Testergebnisse und der Berücksichtigung des Wunschstudienortes an den beiden Standorten zu unterschiedlichen Nationenanteilen: An der Medizinuni Wien sind 82,3 Prozent der Studienanfänger Österreicher, 14,9 Prozent EU-Bürger (der Großteil davon Deutsche) und 2,8 Prozent Nicht-EU-Bürger. In Innsbruck liegt der Anteil der Österreicher bei 61,5 Prozent, jener der EU-Bürger bei 29,5 Prozent, neun Prozent sind Nicht-EU-Bürger.
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Graz macht es anders
An der Meduni Graz, wo man nicht den EMS verwendet, sondern auf einen Wissenstest über naturwissenschaftliche Grundlagenfächer setzt, gibt es bisher nur die provisorischen Ergebnisse.

Demnach sind 639 Kandidaten zum Test angetreten, darunter 517 aus Österreich (80,9 Prozent) und 91 aus Deutschland (14,2 Prozent).

Noch keine Angaben gibt es in Graz über die Erfolgsquote der Frauen, von den 639 Bewerbern waren 58,4 Prozent weiblich. Das endgültige Grazer Ergebnis soll nach Ende der Einspruchsfrist am 17. August feststehen.

[science.ORF.at/APA, 1.8.07]
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01.01.2010