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Wie schnell T-Rex und Co. laufen konnten  
  Britische Biologen haben die Sprintqualitäten einiger Saurier aus dem Film "Jurassic Park" berechnet. Zwei Ergebnisse der Studie: T-Rex dürfte kein überragender Läufer gewesen sein - er war auf der Kurzstrecke kaum schneller als ein Mensch. Spitzenwerte ergab die Studie indes für die hühnergroßen Saurier der Gattung Compsognathus: Sie erreichten offenbar Geschwindigkeiten von bis zu 64 Kilometern pro Stunde  
Zu diesem Schluss kommen William Sellars und Phillip Manning von der University of Manchester anhand von Computersimulationen.
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"Estimating dinosaur maximum running speeds using evolutionary robotics" von William Irvin Sellers und Phillip Lars Manning wird auf der Website von "Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences" erscheinen (doi: 10.1098/rspb.2007.0846).
->   Zur Studie (sobald online)
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Flucht mit dem Auto
Wer kann sich nicht an folgende Szene aus "Jurassic Park" erinnern? Der Paläontologe Alan Grant, seine Fachkollegin und Lebensgefährtin Ellie Sattler und andere Hauptfiguren des Kinofilms besuchen einen Dinosaurier-Erlebnispark.

Als sie sich per Elektroauto dem Gehege eines Tyrannosaurus rex nähern, fällt plötzlich auf der gesamten Insel das Sicherheitssystem aus, die Hochspannungszäune sind ohne Strom, und plötzlich steht er da, der T-Rex, naturgemäß zähnefletschend.

Was folgt, ist typisches Spannungskino à la Spielberg. T-Rex verspeist zunächst einen Nebendarsteller, der den durchschaubaren Einfall hatte, sich in einer Toilette zu verstecken. Die anderen flüchten im Auto und versuchen die Raubechse mit riskanten Vollgasmanövern abzuschütteln. Vergebens, denn T-Rex hält das Tempo...
Tempo und Motorik am Computer rekonstruiert
Wie schnell T-Rex wirklich laufen konnte, zeigt nun eine Studie der beiden Biologen William Sellars und Phillip Manning. Die Bestimmung der Laufeigenschaften von Dinosauriern ist insofern kein einfaches Unterfangen, weil man von den ausgestorbenen Echsen nur versteinertes Knochenmaterial zur Verfügung hat. So kann man das Tempo bestenfalls indirekt - via Computermodell - berechnen.

Erschwerend kommt hinzu, dass auch die tatsächliche Bewegungsweise der Urechsen weitgehend unbekannt ist - auch sie muss zunächst rekonstruiert werden. Zu diesem Zweck gaben Sellars und Manning die anatomischen Eckdaten der Tiere in ein lernfähiges Programm ein, das aus den möglichen Bewegungsweisen die jeweils tauglichsten auswählte, sie verbesserte, erneut auswählte usw. - bis halbwegs realistische Bewegungen entstanden.
Menschenfresser aus Jurassic Park
Die Liste der untersuchten Tiere liest sich im Übrigen wie ein Who is Who des Spielberg'schen Schockerkabinetts:

Neben T-Rex finden sich darin Rudeljäger der Gattung Velociraptor, welche die Darstellerriege in allen drei Teilen der Echsentrilogie dezimieren durften, sowie die zierlichen Vertreter der Gattung Compsognathus, die ebenfalls im Kino auf Menschenjagd gingen. Ein Umstand, der etwa im zweiten Teil dem sinistren Großwildjäger Dieter Stark zum Verhängnis wurde.

Ferner dabei ist Dilophosaurus, dessen Beitrag zu Teil eins darin bestand, den Verantwortlichen für den Ausfall des Sicherheitssystems, Dennis Nedry, mit giftigem Speichel zu bespucken.
Compsognathus lief am schnellsten
 
Bild: dpa

Zu den Ergebnissen: Der sechs Tonnen schwere Tyrannosaurus rex (Bild oben) schaffte laut den Berechnungen gerade mal 29 km/h. Flotter unterwegs, nämlich mit 34 km/h, war die Raubechse Allosaurus, die mit 1,4 Tonnen allerdings deutlich weniger Körpermasse bewegen musste. Dilophosaurier waren laut Sellars und Manning mit bis zu 38 km/h unterwegs, Velociraptoren brachten es auf 39 km/h.

Klarer Sieger des urzeitlichen Sprintwettbewerbs wurde der rund drei Kilogramm schwere Compsognathus, manchmal auch liebevoll "Compy" genannt: Er flitzte offenbar mit bis zu 64 km/h durch die Landschaft des Oberjura (siehe Video).
Modell an lebenden Arten getestet
Um ihre Berechnungen abzusichern, speisten Sellars und Manning auch die anatomischen Daten von Mensch, Strauß und Emu in das Programm ein und kamen zu folgenden Ergebnissen. Die Höchstgeschwindigkeit der beiden Vögel beträgt demnach 55 bzw. 48 km/h, was sich ganz gut mit zoologischen Beobachtungen deckt.

Was Homo sapiens angeht, errechneten die beiden einen Wert von 28 km/h. Das mag angesichts der 43 km/h und mehr, die Spitzensprinter erreichen, ein wenig zu niedrig gegriffen erscheinen.

Berücksichtigt man indes, dass hoch trainierte Leichtathleten nicht wirklich repräsentativ für unsere Spezies sind, geht dieser Wert wohl in Ordnung. Allerdings dürfte es auch bei den Urechsen Spielraum nach oben geben. Sprintbegabte Dinos waren vermutlich noch schneller.

Robert Czepel, science.ORF.at, 22.8.07
->   William Sellars
->   Phillip Manning
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01.01.2010