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Robotertechnik: "Remote Presence" als Schlüsselwort  
  Je weniger die Bauteile kosten und je schneller die Rechner arbeiten, desto fantasievoller werden die Visionen, welche Aufgaben Roboter einmal übernehmen könnten. Tandy Trower, General Manager der Microsoft Robotics Group, erklärt bei den am 23. August 2007 beginnenden Alpbacher Technologiegesprächen, warum seine Haushaltsgeräte ein bisschen intelligenter als der Durchschnitt sind und was es brauchen würde, um der Robotertechnik zum Durchbruch zu verhelfen.  
Ein Roboter in jedem Haus?
Von Tandy Trower

Robotertechnik ist seit jeher ein Thema, dass die Aufmerksamkeit der breiten Masse auf sich zieht. Durch in den letzten Jahren sinkende Hardware-Kosten und gleichzeitig rapide steigende Computing-Fähigkeiten steht die Roboterindustrie vor einer neuen Blütezeit.
Autonom agierende Staubsauger
Es ist nicht leicht zu sagen, ab wann ein technisches System ein Roboter ist. Das ist eine der schwierigsten Fragen, mit denen ich mich je auseinandergesetzt habe. Es gibt so viele verschiedene Formen von Robotern, und es hängt schlicht von unserer Sichtweise ab. Heute gibt es die ersten Staubsauger, die autonom agieren. Wir bezeichnen sie als Roboter. Aber ich bin sicher, dass es in zehn Jahren ganz selbstverständlich sein wird, dass jeder Staubsauger sowohl in einem Handmodus als auch in einem autonomen Modus betrieben werden kann.

Unsere Autos werden sich in den nächsten Jahren immer mehr in Roboter verwandeln, doch später werden wir das nicht mehr wahrnehmen. Wenn unsere Autos einmal völlig eigenständig von unserem Zuhause zum Büro fahren können, dann werden wir das nicht als Robot empfinden. Das wird dann ein ganz normales Produkt sein.
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Tandy Trower stellt im Rahmen des Europäischen Forums Alpbach 2007 neueste Ansätze zur Robotertechnik vor.
->   Alpbach: "Emergence in Science and Technology" (25.7.07)
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Roboter könnten Fürsorge und Pflege erleichtern
Das Schlüsselwort in der modernen Robotertechnik heißt "Remote Presence". Damit ist die Fähigkeit gemeint, irgendwo in Gestalt eines Roboters präsent zu sein, dort zu sehen, zu hören, zu sprechen und zu interagieren, ohne körperlich anwesend zu sein. Der Roboter wird gleichsam zum Stellvertreter der eigenen Person. Das können wir heute schon erleben, wenn wir etwa mit den Augen eines Marsrovers so auf die Oberfläche des Roten Planeten sehen können, als wären wir dort.

Das gilt aber auch für viele alltägliche Aufgaben: In Zukunft wird sich die Fürsorge und Pflege der stark anwachsenden Zahl alter Menschen nicht mehr ausreichend sichern lassen - es sein denn, es kommen Roboter zum Einsatz. Über einen Telepräsenz-Roboter können Angehörige oder Vertreter medizinischer Einrichtungen gleichsam vor Ort, also zu Hause bei den alten Menschen gegenwärtig sein. Dadurch werden diese Menschen länger als heute in ihrer eigenen Wohnung leben können. Wenn man beispielsweise eine Zeit lang nichts von seinen alten Eltern gehört hat, dann kann man via Roboter direkt Kontakt aufnehmen - fast so, als sei man selber bei ihnen.
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"Roberta" nimmt die Scheu vor der Technik
Roboter können - so technisch sie auch sein mögen - auch dazu beitragen, Mädchen die traditionelle Scheu vor Technik-Themen zu nehmen. Ein Beispiel dafür ist das Roberta-Projekt, das als EU-Projekt vom Fraunhofer Institut entwickelt wurde. In Österreich gibt es seit 2006 Roberta-Workshops. Diese Workshops nutzen die Faszination von Robotern, um bei Mädchen und Frauen Interesse für Technik, Naturwissenschaften und Informatik zu wecken und Verständnis für technische Systeme zu fördern. Der Erfolg zeigt sich in dem Sinn, dass sich viele Mädchen, die die Workshops besucht haben, eher vorstellen können, einen technischen Beruf zu wählen.
->   Mehr über das Roberta-Projekt
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Robotertechnik für den Alltag
Ich nutze schon heute Roboter auch in meinem Alltag. Mein Mikrowellenofen zum Beispiel verfügt über einen intelligenten Popcorn-Sensor, meine Waschmaschine kann erkennen, wie schmutzig die Wäsche ist und optimiert demnach die Waschzeit. Mein Spüler ist in der Lage, je nach Zustand des Geschirrs die Reinigungszyklen und Temperaturen bestmöglich einzustellen. Damit gehöre ich heute noch zu einer eher kleinen Anwendergruppe.

Wenn es uns aber gelingt, die Kreativität vieler in dieses Feld einzubringen, dann könnte die Robotik einen großen Boom erleben. Ich möchte das mit der Entwicklung des Internets vergleichen. Solange nur wenige Experten mit komplizierten Programmiersprachen im Web etwas unternehmen konnten, wuchs das Internet nur langsam. Nachdem die Technik praktisch jedermann zur Verfügung stand und alle mit einfachen Hilfsmitteln eigene Webseiten kreieren konnte, ging die Post ab. Genauso könnte es bei der Entwicklung von Robotern sein. Da müssen einfach mehr Leute mitmachen können.

[22.8.07]
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Zum Autor
Tandy Trower ist bereits 25 Jahre bei Microsoft. Er war an der Entwicklung und Markteinführung von zahlreichen neuen Produkten - von Microsoft Flight Simulator bis Microsoft Windows - beteiligt. Als Fürsprecher für Design-Gestaltungen, die auf die Mensch-Computer-Beziehung Rücksicht nehmen, war er maßgeblich an den langfristigen Verbesserungen im Bereich der Microsoft User-Interfaces beteiligt. Trower gründete die ersten Microsoft Test-Labs speziell für die Bereiche Anwenderfreundlichkeit und Aufgaben des Produkt Designs. Nach wie vor entwickelt er neue Technologien und ist federführend bei der Erschließung neuer technologischer Bereich bei Microsoft.
->   Microsoft Robotics Studio
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Mehr über Alpbach 2007 in science.ORF.at:
->   Forum Alpbach: Angst hindert am Lernen (17.8.07)
->   Kreativität als Wachstumsfaktor der Wirtschaft (17.8.07)
->   Was ist Emergenz? (14.8.07)
->   Wie das Individuum zur Welt gekommen ist (10.8.07)
->   Evolution des menschlichen Gedächtnisses (3.8.07)
->   Kunst-Diskussion: "Geldanlage" und "Wertsteigerung" (1.8.07)
 
 
 
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01.01.2010