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Therapie-Roboter in der Neuro-Rehabilitation  
  Roboter-Physiotherapeuten sind zwar immer noch eine seltene Erscheinung, aber sie sind auf dem Vormarsch. Das berichteten Experten bei einem Workshop über "Zukunftstechnologien in der Neurorehabilitation".  
Sie sollen kein Ersatz für die fühlende Hand des menschlichen Therapeuten sein, sondern eine sinnvolle Ergänzung, betonen Techniker bei der von den Austrian Research Centers (ARC) in Wien organisierten Veranstaltung.
Zehn bis 15 Maschinen-Typen im Angebot
Derzeit bieten laut Hermano Igo Krebs vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) rund 20 Firmen elektronisch-mechanische Therapiehilfen - Therapieroboter - auf dem Markt an. Er prognostiziert, dass es in absehbarer Zeit Hunderte Firmen sein werden.

Alleine in Europa werden derzeit rund zehn bis 15 Maschinen-Typen angeboten. Sie werden bisher ausschließlich für die Rehabilitation von Armen, Beinen und Händen eingesetzt.
Für anstrengende Wiederholungen
Krebs sieht die größten Vorteile der Maschinen dort, wo es in der Therapie um vor allem für den Therapeuten anstrengende Wiederholungen von Bewegungen oder Bewegungsabfolgen geht.

Einem menschlichen Therapeuten sei kaum zuzumuten, eine bestimmte Bewegung mit dem Arm oder Bein etwa eines Schlaganfall-Patienten Hunderte Male durchzuführen, um die Beweglichkeit zu verbessern. Der Roboter macht die Sequenz beliebig oft, ohne zu ermüden.
Therapie durch Sensoren anpassen
Dabei führen modernde Therapie-Roboter nicht stupide eine fix eingestellte Bewegung aus, anders ausgedrückt: Sie sind nicht dumm. Sie besitzen interne Sensoren, mit denen sie etwa den Widerstand in der Muskulatur des Patienten erfühlen und so die Therapie anpassen können.

Ein weiterer Vorteil der Computer-gesteuerten Maschine ist die Möglichkeit, den Therapieerfolg objektiv aufzeichnen zu können. Das ermöglicht auch wissenschaftliche Auswertungen mit bisher nicht gekannter Präzision.
Einsatz zu Hause umstritten
Ob derartige Maschinen schon bald auch für die Selbst-Therapie zu Hause eingesetzt werden, da gehen die Meinungen zwischen Technikern und Ärzten merkbar auseinander. Für Krebs, als einer der Pioniere der Therapie-Roboter, ist ein derartiger Einsatz durchaus denkbar.

Ein menschlicher Therapeut könnte dabei etwa über das Internet Hilfestellung geben, als Vision sieht Krebs eigene Wettbewerbe - ebenfalls über das Internet -, in denen verschiedene Patienten mit ihrem Therapieerfolg wetteifern.
Zurückhaltung bei Medizinern
Erwartungsgemäß vorsichtiger sieht die Sache der renommierte Rehab-Mediziner Leopold Saltuari vom Landeskrankenhaus Hochzirl (Tirol). Er warnte ausdrücklich vor "Do it yourself-Methoden". "Es ist bei weitem noch nicht so, dass das Gehirn eines Physiotherapeuten in eine Maschine verpflanzt wurde", so der Arzt.

Sehr wohl hält Saltuari den Einsatz von Therapie-Robos für sinnvoll, um Therapeuten zu entlasten. Ein Physiotherapeut könnte so mehrere Patienten behandeln, für den einzelnen Patienten würde sich die Therapiedauer verlängern.
Keine Angst
Saltuari setzt Therapie-Roboter bereits seit einiger Zeit etwa für die Rehabilitation von Schlaganfall-Patienten ein. Scheu oder gar Angst vor den Hightech-Geräten haben auch ältere Patienten nach der Erfahrung Saltuaris nicht. Meist sei es sogar so, dass jene Patienten, die in den Genuss des Therapie-Robos kamen, neuerliche Behandlungen einforderten.

[science.ORF.at/APA, 27.8.07]
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->   Hermano Igo Krebs
 
 
 
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01.01.2010