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Nanobeschichtung hält Autositze sauber  
  Die Blätter der Lotusblume sind bekannt dafür, dass Flüssigkeiten an ihnen abperlen. Der Lotuseffekt soll nun auch in der Autoindustrie zur Anwendung kommen und Sitzbezüge sauber halten.  
Fleck weg? Fleckfrei!
Schokolade-Eis am Kindersitz, Limonade auf der Rückbank, Regentropfen auf der Cabrio-Kopfstütze - in Zukunft sollen solche Flecken Geschichte sein. Man stelle sich vor: Kein Ärger über Patzereien mehr, kein Ausreiben von Flecken und zudem ein höherer Wiederverkaufswert des PKW.

Markus Hinterwallner leitet die Entwicklungsabteilung beim Automobil-Zulieferer "Eybl International" in Krems. Der Konzern versucht seit 3 Monaten gemeinsam mit Partnern Auto-Innenräume sauber zu halten. Das Ziel: Schmutz soll sich nicht mehr einreiben lassen, Flecken sollen erst gar nicht entstehen.

Markus Hinterwallner: "Wir entwickeln Sol-Gel-Beschichtungen, das sind Nanopartikel, die auf das Textil aufgebracht werden und den Effekt des Lotusblattes auf das Textil übertragen sollen. Wasser, Ketchup oder Schokolade sind in Zukunft problemlos vom Textil im Autoinnenraum zu entfernen - Flüssigkeiten perlen ab, so wie der Wassertropfen vom Lotusblatt. Es funktioniert auch mit fettigen Flüssigkeiten. Wir haben es zum Beispiel auch mit Wasser, diversen Rotweinsorten, Ketchup und Schokolade probiert."
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Bionik beim Forum Alpbach
Die Autobezüge mit Lotuseffekt wurden im Zuge der Technologiegespräche des Europäischen Forum Alpbach vorgestellt. Und zwar im Arbeitskreis "Design by nature - der Beitrag der Natur zum industriellen Fortschritt."
->   Forum Alpbach - Technologiegespräche
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Oberflächen kaum benetzbar
 
Bild: Eybl International

Das Zauberwort für die Beschichtung der schmutzresitenten Autobezüge heißt Sol-Gel-Technik: dabei reagiert ein Molekül in einem Prozess aus Hydrolyse und Kondensation in einem Lösungsmittel zu einem ungeordneten Netzwerk; die Fließeigenschaften gehen verloren, das Ergebnis ist ein formbeständiges Gel.

Dem Autobezug sieht man die Präparierung mit dem Gel nicht an, aber man fühlt sie. "Ziel des Projektes ist es, dass gar keine Flecken mehr entstehen. Die Sol-Gel-Beschichtungen werden von unserem wissenschaftlichen Partner joanneum research entwickelt. Unser Labor bringt die Beschichtungen auf die Textilien auf und geprüft werden die Stoffe im Textilinstitut Maribor", so Markus Hinterwallner.
Viel Geld, viel Energie
Derzeit ist die Herstellung der schmutzabweisenden Nano-Beschichtung noch teuer und energieaufwändig, gesteht Markus Hinterwallner. Ein weiteres Problem der Prototypen: die Nano-Beschichtung hält nur wenige Tage. Die Forscher hoffen, die Strapazfähigkeit und Lebensdauer auf 5 Jahre ausdehnen zu können - damit Autositze möglichst lange wie neu aussehen.

Barbara Daser, Ö1 Wissenschaft, 30.8.07
->   Lotuseffekt - Wikipedia
->   Eybl International
 
 
 
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01.01.2010