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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Meeresalgen sollen kranke Gaia heilen  
  Der prominente britische Forscher und Buchautor James Lovelock schlägt eine ungewöhnliche Maßnahme zur Rettung des Erdklimas vor: Er will in den Ozeanen riesige Rohre aufstellen, die Wasser durch Wellenbewegungen aus 100 bis 200 Meter Tiefe an die Oberfläche pumpen. Das könnte das Algenwachstum massiv ankurbeln und große Mengen atmosphärischen Kohlendioxids binden.  
Die Erde als Lebewesen
Der frühere NASA-Forscher Lovelock ist als Urheber der sogenannten Gaia-Hypothese bekannt, die er in Büchern wie "Das Gaia-Prinzip" und "Gaia - Die Erde ist ein Lebewesen" unter die Leute brachte. Die - stark umstrittene - Grundaussage dieser Hypothese lautet, dass die Erde eine Art Superorganismus sei, der sein inneres Gleichgewicht durch eine Reihe von Stoff- und Energiekreisläufen aufrecht erhalte.

Dieses Gleichgewicht sei nun massiv gestört, schreibt Lovelock gemeinsam mit Chris Rapley vom Londoner Wissenschaftsmuseum in einem Leserbrief an das Fachjournal "Nature" (Bd. 449, S. 403). "Wir brauchen eine grundlegende Heilung von der Krankheit globaler Erwärmung", so die beidem in bestem Gaia-Jargon, der die vorgeschlagene Intervention eher als medizinische denn als ökologische Maßnahme darstellt: "Eine Notfallmaßnahme könnte darin bestehen, dass man die Selbstheilungskräfte der Erde stimuliert."
Weniger CO2, mehr Wolken
Abgesehen vom gewöhnungsbedürftigen Idiom der beiden Autoren ist der Vorschlag durchaus interessant. Das von den beiden erdachte Röhrensystem könnte nährstoffreiches Wasser in die Oberflächenregionen der Ozeane transportieren und somit die klimatischen Verhältnisse auf der Erde in zweierlei Hinsicht korrigieren:

Die folgende Algenblüte würde nämlich nicht nur das Treibhausgas Kohlendioxid aus der Atmosphäre entfernen, so Lovelock und Rapley, sondern auch zur Bildung von Dimethylsulfid beitragen - eine Substanz, die bekanntermaßen die Bildung von (Sonnenlicht reflektierenden) Wolken anregt.

Allerdings räumen die beiden ein, dass der Plan aus ökonomischen oder technischen Gründen durchaus scheitern könne. Auch die Ansäuerung der Ozeane sei eine maßgebliche Hürde bei der Realisierung des Projekts. Diese Risiken müsse man angesichts des drohenden Klimakollapses dennoch eingehen: "Wenn wir den Planeten nicht direkt heilen können, müssen wir ihm helfen, sich selbst zu heilen." Ob sich potenzielle Geldgeber von der klimatomedizinischen Therapie überzeugen lassen, wird sich indes erst zeigen.

Robert Czepel, science.ORF.at, 27.9.07
->   Gaia-Hypothese - Wikipedia
->   James Lovelock - Wikipedia
->   James Lovelock
 
 
 
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01.01.2010