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Schokolade hilft gegen Fatigue-Syndrom  
  Bitterschokolade macht munter: Der Konsum von Schokolade mit hohem Kakaoanteil lindert die Beschwerden des Chronischen Erschöpfungssyndroms, so das Ergebnis einer britischen Studie.  
Verantwortlich für den Effekt dürften die in der Schokolade enthaltenen Polyphenole sein, vermutet Studienautor Stephen Atkin von der Hull York Medical School.
Patientin gab Anstoß zur Studie
Die Idee zu dieser Studie sei entstanden, als sich die Beschwerden einer Patientin überraschend gebessert hätten, erzählt Stephen Atkin gegen über der BBC. Früher habe sie immer Milchschokolade gegessen, so Atkin, doch seit sie auf Bitterschokolade mit hohem Kakaoanteil umgestiegen sei, fühle sie sich deutlich wohler.

Atkin entschied daraufhin, der Sache auf den Grund zu gehen - und führte eine Studie durch: 10 Patienten nahmen daran teil, die Hälfte von ihnen aß täglich 45 Gramm Bitterschokolade, die Kontrollgruppe nahm die gleiche Menge weißer Schokolade zu sich. Nach zwei Monaten war in Sachen Schokoladekonsum Pause angesagt. Diese dauerte vier Wochen, dann tauschten die beiden Gruppen ihre Rolle und aßen täglich 45 Gramm der anderen Schokoladesorte - wiederum für zwei Monate.
Serotoninproduktion wird angeregt
Das Ergebnis: Auch die Teilnehmer der Mini-Studie berichteten von einem deutlichen Nachlassen ihrer Symptome, während sie Bitterschokolade gegessen hatten. In den übrigen Phasen der Untersuchung (weiße oder keine Schokolade) stellte sich wieder der alte Zustand ein.

Das sei sehr überraschend, berichtet Atkin, zumal in dieser Deutlichkeit: Zwei seiner Patienten hätten sogar - nach sechs Monaten Krankenstand - wieder zu arbeiten begonnen. "Bitterschokolade ist besonders reich an Polyphenolen, die zum Beispiel den Blutdruck senken. Polyphenole scheinen zudem die Serotoninproduktion im Gehirn anzuregen. Nachdem auch das Chronische Fatigue Syndrom mit diesem Hormon zu tun hat, kann man hier den verantwortlichen Mechanismus vermuten."
Leise Skepsis bei Hilfsorganisation
Zwar seien noch umfangreichere Studien notwendig, um die Ergebnisse zu bestätigen, sagt Atkin, dennoch könne man davon ausgehen, dass sich Patienten zumindest nichts Schlechtes tun, wenn sie moderate Mengen an Bitterschokolade konsumieren. "Sofern man davon profitiert, trägt man weder ein Risiko - noch hat man andere Nachteile zu befürchten."

Heather Walker von der britischen Patienten-Hilfsorganisation "Action für M.E." betrachtet die Angelegenheit allerdings mit einer gewissen Skepsis: "Wäre es nicht wunderbar, wenn wir durch ein bisschen tägliches Schokoladeessen die Symptome einer chronischen Krankheit vertreiben könnten? Wenn es allerdings so einfach wäre, gäbe es in Großbritannien nicht 250.000 Menschen, deren Leben durch diese Krankheit zerstört wurde."

[science.ORF.at, 2.10.07]
->   Action für M.E.
->   Stephen Atkin - Hull York Medical School
->   Chronisches Erschöpfungssyndrom - Wikipedia
->   Serotonin - Wikipedia
->   Polyphenole - Wikipedia
->   Mehr zu Schokolade in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010