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Zahl der weltweiten Abtreibungen sinkt  
  Die Zahl der Abtreibungen weltweit ist von 1995 bis 2003 laut einer neuen Studie um 17 Prozent gefallen und beträgt nun 42 Millionen pro Jahr. Insgesamt endet jede fünfte Schwangerschaft mit einer Abtreibung, in Europa jede dritte.  
Während sich die Zahl der "sicheren Abtreibungen" verringert hat, blieb die Zahl der Abtreibungen unter medizinisch bedenklichen Umständen unverändert. Gesetzliche Verbote ändern nichts an den tatsächlichen Abtreibungszahlen.

Das berichtet eine Vergleichsstudie, die unter der Führung von Gilda Sedgh vom Guttmacher Institute in New York und von Iqbal Shah von der Weltgesundheitsorganisation WHO erstellt wurde.
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Die Studie "Induced abortion: estimated rates and trends worldwide" ist im Fachjournal "The Lancet" (Bd. 370, S. 1338; 12.10.07) erschienen.
->   The Lancet
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Sicher heißt "gesetzlich erlaubt"
Für ihre Studie haben die Forscher nationale Statistiken, Studien und Datenmaterial von Spitälern zusammengetragen. Im Durchschnitt treiben demzufolge 90 Prozent aller Frauen weltweit bis zum 45. Lebensjahr einmal ab. Dies sei aber reine Statistik, betonen die Forscher, weil viele Frauen mehrfach abtreiben, andere wiederum nie.

Die Studienautoren unterscheiden zwischen "sicheren" und "unsicheren Abtreibungen", womit in erster Linie "gesetzlich erlaubt" bzw. "illegal" gemeint ist.

1995 gab es weltweit 46 Millionen Abtreibungen. 2003 - dem aktuellsten Jahr, zu dem globale Daten vorliegen - waren es knapp 42 Millionen. Davon wurden 35 Millionen in den Entwicklungsländern vorgenommen, mehr als die Hälfte davon unter "unsicheren Bedingungen".
Osteuropa hat höchste Abtreibungsrate
Auf 31 Abtreibungen kamen 2003 im globalen Maßstab 100 Geburten. "Spitzenreiter" in dieser Hinsicht ist Osteuropa: Hier standen 100 Geburten 105 Abtreibungen gegenüber. Auf der anderen Seite war die Reduktion der Abtreibungsrate in Osteuropa im Vergleichszeitraum 1995-2003 mit 50 Prozent auch weltweit am höchsten. Die Ursache dafür sehen die Studienautoren im vermehrten Einsatz moderner Verhütungsmethoden.

Die hohen Abtreibungsraten in Osteuropa führen auch dazu, dass Europa insgesamt die Region mit der höchsten Rate ist, 32 Prozent der Schwangerschaften enden hier vorzeitig (Westeuropa 16 Prozent, Osteuropa 45 Prozent). Der Weltdurchschnitt liegt bei 20 Prozent, in Nordamerika sind es 21 Prozent, den niedrigsten Wert verbucht Afrika mit zwölf Prozent.
Legalität erhöht Quote nicht, ...
Einen deutlichen Unterschied gibt es zwischen Industrienationen und Entwicklungsländern, in ersteren liegt die Zahl bei 28, in letzteren bei 19 Prozent.

Ob Abtreibung in einem Land verboten ist oder nicht, wirkt sich laut Studie nicht auf die tatsächliche Praxis aus. "Liberale Abtreibungsgesetze sind nicht mit hohen Abtreibungszahlen verknüpft, restriktive Gesetze nicht mit niedrigen", schreiben die Forscher.
... schützt aber Gesundheit der Frauen
Eines der Milleniumsziele der Vereinten Nationen sieht vor, die Müttersterblichkeit bis 2015 im Vergleich zu 1990 um drei Viertel zu reduzieren. Unsichere Abtreibungen sind einer der Hauptgründe für Müttersterblichkeit.

Beth Fredrick von der International Women's Healt Coalition schreibt dementsprechend in einem Begleitkommentar zur Studie: "Eine Tatsache sticht aus dem Gesamtmaterial der Studie hervor: Sichere und legale Abtreibungen helfen das Leben und die Gesundheit von Frauen zu schützen. Es gibt keinen akzeptablen Grund, Frauen als Resultat unsicherer Abtreibungen sterben, krank oder unfruchtbar werden zu lassen, wenn die Weltgemeinschaft das Wissen und die Mittel hat, dies zu verhindern."

[science.ORF.at, 12.10.07]
->   WHO über unsichere Abtreibungen
->   Guttmacher Institute
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Unsichere Abtreibungen: 68.000 tote Frauen pro Jahr (2.11.06)
 
 
 
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01.01.2010