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Nobelpreisträger sorgt für Debatte in Tschechien  
  Die Vergabe des Nobelpreis für Physik 2007 an den aus dem westböhmischen Plzen (Pilsen) stammenden deutschen Physiker Peter Grünberg hat in tschechischen Medien für besondere Aufmerksamkeit gesorgt.  
"Ein Deutscher aus Plzen hat den Nobelpreis mit-erhalten", titelte die linksliberale Prager Tageszeitung "Pravo" ihren Artikel.

Das rechtsliberale Blatt "Mlada fronta Dnes" schrieb, Grünberg sei 1946 mit seiner Familie aus der damaligen Tschechoslowakei nach Deutschland vertrieben worden.
Name "Grünberg" für Straße in Plzen
Die rechtskonservative Tageszeitung "Lidove noviny" berichtete, das tschechische Schulwesen "kann sich mit dem gebürtigen Pilsener nicht brüsten. Gemeinsam mit seinen Eltern wurde er im Jahr 1946 nach Deutschland abgeschoben, und er begann erst im hessischen Lauterbach in die Schule zu gehen".

In einem Kommentar fügte das Blatt hinzu: "Die Geschichte kann man nicht ändern, und wir wollen es auch nicht. Wenn aber Pilsen nicht wüsste, nach wem eine neue Straße zu nennen, ist der Name Grünberg frei".
Debatte im Internet
Auch im Internet gab es eine Debatte über Grünberg. In einem Forum des tschechischen Online-Nachrichtenservers "www.aktualne.cz" schrieb ein Leser: "Wenn ein abgeschobener Deutscher etwas erreicht, prahlen wir gerne und verweisen sofort auf seine tschechischen Wurzeln. Sonst spucken wir auf die "tschechischen Deutschen" (Deutschböhmen), schrieb er.

Ein anderer User meinte demgegenüber, es gebe den Begriff "tschechischen Deutschen" nicht. "Das ist ein Begriff, den sie selbst erfunden haben, um irgendwo hin zu gehören. Vor dem Krieg wollten sie in die Heimat, und als sie nach dem verlorenen Krieg von den Alliierten dorthin transferiert wurden, hat es ihnen nicht gefallen."
SLÖ: Kein Beitrag des tschechischen Schulsystems
Die Sudetendeutsche Landsmannschaft in Österreich gratulierte unterdessen dem Sudetendeutschen Peter Grünberg. SLÖ-Bundesobmann Gerhard Zeihsel "beglückwünscht den erfolgreichen Landsmann zu der hohen Ehrung namens seiner Landsleute in Österreich, die richtig stolz auf ihn sind und sich mit ihm freuen!"

SLÖ verwies in einer Aussendung vom Donnerstag auch darauf, dass 1945/46 dem damals sechsjährigen Grünberg der Besuch der deutschen Schule für ein Jahr verwehrt wurde. "Das tschechische Schulsystem leistete keinen Beitrag zu seiner genialen Entwicklung zum Forscher", meinte Zeihsel.

[science.ORF.at/APA, 12.10.07]
->   Physiknobelpreis 2007 für Quanteneffekt bei Festplattentechnik (9.10.07)
->   "Pravo"
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->   Sudetendeutsche Landsmannschaft
 
 
 
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01.01.2010