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Nicht unumstritten: Al Gores "Unbequeme Wahrheit"  
  Die Hauptbotschaft des Films "An inconvenient truth", wonach die Menschheit für die Klimaerwärmung verantwortlich ist, gilt wissenschaftlich als abgesichert. An Details wurde aber immer wieder Kritik laut.  
"Eine unbequeme Wahrheit" beruht auf einer Dia-Show, mit der der ehemalige US-amerikanische Vize-Präsident Al Gore seit Jahren durch die Lande zieht. Premiere feierte der Film des frischgebackenen Friedensnobelpreisträgers beim Sundance Film Festival Anfang 2006.
Aufrüttelnde Bilder
Bild: EPA
Über die Leinwand flimmern Natur- und Katastrophenbilder, die Angst machen und aufrütteln sollen. Zwischendurch erläutert Gore immer neue Tabellen und Grafiken, widerlegt Argumente seiner Gegner und versucht Manipulationsversuche an Daten zu beweisen.

Gore will mit seinem Kreuzzug möglichst viele Menschen direkt erreichen und von der Notwendigkeit überzeugen, "unsere einzige Heimat" jetzt zu retten.

Dass der Politiker das Zeug zum Filmstar hat, würden nicht mal seine innigsten Bewunderer behaupten. In dem Film aber, bei dem Davis Guggenheim Regie führte, hat der oft hölzern wirkende Gore dennoch einen starken Auftritt.
"Wissenschaftlich abgesichert"
Inhaltlich gilt der Film im Großen und Ganzen als wissenschaftlich abgesichert. Stefan Rahmstorf etwa, Klimaforscher am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, spricht zwar von einigen "Irrtümern" im Film, resümiert aber:

"Insgesamt gibt es kein Argument gegen den Film, das genauer Betrachtung standhält. Es sind lediglich die üblichen Scheinargumente jener, die das Klimaproblem ignorieren wollen."
->   Stefan Rahmstorf: "Kritik ist unberechtigt" (Tagesspiegel)
Britischer Richter spricht von "neun Fehlern"
Erst vor kurzem beschloss hingegen ein britisches Höchstgericht, dass der Film nur mehr unter der ausdrücklichen Begleitung von Gegenmeinungen an Schulen als Unterrichtsmittel eingesetzt werden darf. Ein Schuldirektor wollte, das "Die Unbequeme Wahrheit" überhaupt nicht mehr verwendet werden darf, und klagte.

Das Gericht kam zu dem Schluss, dass der Einsatz ohne Begleitmaterial "einseitige Standpunkte" vertrete. Der Richter listete auch neun "Fehler" des Films auf, bei denen es keinen wissenschaftlichen Konsens gebe.
Aber kein Einwand gegen Kernaussage
Darunter befanden sich die Behauptung, wonach es in "naher Zukunft" zu einem Ansteigen der Meerespegel bis zu sechs Meter kommen würde - die Formulierung war dem Richter zu "alarmistisch" - und die Aussage, dass erstmals Eisbären ertrunken seien, weil sie mangels Eisschollen zu lang schwimmen mussten. Dies sei durch keine Studien belegt.

Gegen die Hauptaussage des Films, wonach die Menschen für den Klimawandel verantwortlich sind, hatte der Richter hingegen keine Einwände, wie die BBC berichtet.

[science.ORF.at, 12.10.07]
->   Gore climate film's 'nine errors' (BBC)
->   Scientists OK Gore's Movie for Accuracy (Washington Post)
->   An inconvenient truth
 
 
 
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01.01.2010