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Hightech-Etiketten für frischen Fisch  
  Keimfreie Pute und taufrischer Lachs zu den Feiertagen? In einem EU-Projekt werden Etiketten für Lebensmittel entwickelt, durch die die Kühlkette von Fisch und Geflügel überwacht und rückvollziehbar werden soll.  
Koordiniert wird das 13 Staaten umfassende Forschungsprojekt vom deutschen Technologietransferzentrum TTZ Bremerhaven. science.ORF.at hat es besucht.
Eiskalt transportiert?
Zuständig für das Projekt ist der Verfahrenstechniker Matthias Kück. Der Leiter der Abteilung für Lebensmittel- und Biotechnologie am TTZ:

"Es gibt zwar am Markt bereits Label, die für Konsumenten gedacht sind. Sie zeigen den Temperaturverlauf durch Verfärbung - ermöglichen aber keine Speicherung der Daten. Das heißt: Sie sehen nur, wenn das Label weiß ist, das bedeutet, das Produkt ist schlecht, oder wenn das Label blau ist, das bedeutet, das Produkt ist noch gut."
"Smart Label" kombiniert mit RFID-Computer-Chips
Im Projekt "Chill-on" werden die Temperatur-Etiketten mit papierdünnen RFID-Computer-Chips kombiniert. Somit können die Daten über die Temperaturgeschichte auch gespeichert und wieder abgerufen werden.

"Die spezielle Herausforderung bei diesen Etiketten ist, dass jede Produktgruppe eine für sich typische Verderbkurve hat - z.B. verdirbt Hackfleisch anders als Fisch. Für jede Produktgruppe muss eine spezielle Tinte entwickelt werden. Marktreif ist das erst für frisches Hackfleisch", so Matthias Kück zu science.ORF.at. Das EU-Projekt "Chill-on" hat sich nun auf Geflügel und Fisch spezialisiert.
->   Chill-on
Weltweites Hühnerkarussell
Huhn für die Suppe nach einer Rodelpartie oder für den glasierten Braten zu Weihnachten - dieses Hühnerfleisch kommt nur bedingt vom nahe gelegenen Bauernhof: Österreich importiert pro Jahr 60.000 Tonnen Geflügel (Huhn, Pute, Ente). Hühnerfleisch kommt nicht nur aus EU-Staaten, sondern auch aus Südamerika nach Österreich.
Von der Hochsee in die Supermarktvitrine
Dass auf jeder Einzelpackung von beispielsweise Fischfilet oder Hühnerbrust die Hightech-Etiketten zur Rückverfolgung der Kühlkette kleben, das sei derzeit noch zu teuer, sagt Matthias Kück. Vorerst kommen sie beim Umpacken auf die Kisten, schildert er am Beispiel Fisch:

"Die Theorie ist, dass die Label an Bord des Schiffs aktiviert werden, sobald der Fisch in Styroporboxen verpackt wird. Dann wäre wichtig, dass beim Umladen und bei der nächsten Umverpackung die Chips auch wieder installiert werden - damit sie tatsächlich durch die gesamte Kühlkette gehen."
Projektteil: Kenne Deine Keime!
Ein zweiter Teil des Chill-on-Projekts ist eine spezielle Methode, um Lysterien, Salmonellen und Co schnell nachzuweisen, genannt QPCR.

Matthias Kück: "QPCR steht für quantitative Polymerase-Kettenreaktion. Das ist eine molekularbiologische Nachweismethode, mit der man vereinfacht gesagt nicht nur die Anzahl der Bakterien bestimmen kann, sondern auch die Art der Bakterien - und das sehr schnell. Heutzutage dauert eine mikrobiologische Untersuchung im Schnitt drei bis vier Tage. Wir hoffen, dass am Ende des Projekts eine Methode steht, durch die man innerhalb von vier Stunden das Ergebnis hat - sowohl eine Aussage über die Anzahl der Bakterien, als auch über die Spezies."
->   QPCR (Wikipedia)
27 Partner an Land gezogen
Wie erkennt der Kunde oder die Kundin im Supermarkt, dass der Feiertagskarpfen tatsächlich fangfrisch ist und nicht unterwegs einmal getaut ist? Das zu lösen, interessiert viele: An der Entwicklung der "intelligenten" Etiketten von "Chill-on" sind 27 Partner aus 13 Nationen beteiligt.

Gefördert wird das Projekt von der Europäischen Union mit 101 Millionen Euro; weitere fünf Millionen Euro kommen von Industrie, die hat nämlich ein sehr großes Interesse an den Entwicklungen und so beteiligen sich neben Forschungseinrichtungen auch verschiedene große und kleine Firmen daran.

Barbara Daser, Ö1 Wissenschaft, 19.12.07
->   TTZ Bremerhaven (Chill-on)
 
 
 
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01.01.2010