News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Wissen und Bildung .  Medizin und Gesundheit 
 
Finnen sind die Erfinder des Schlittschuhlaufens  
  Eishockey ist bekanntlich in Finnland Volkssport Nummer eins. Das passt recht gut zu einer aktuellen Studie zweier Biophysiker, der zufolge die Finnen als Erfinder des Eislaufens gelten dürfen.  
Für die Bewohner Südfinnlands stand vor etwa 5.000 Jahren allerdings nicht der sportliche oder vergnügliche Aspekt des Schlittschuhlaufens im Vordergrund, sondern die Ersparnis von Kraft und Energie.
...
"Human locomotion on ice: the evolution of ice-skating energetics through history" von Federico Formenti und Alberto E. Minetti ist im "Journal of Experimental Biology" erschienen (Bd. 210, S. 1825; 10.1242/jeb.002162).
->   Abstract
...
Knochen als Kufen
 


Archäologische Funde legen nahe, dass die Menschen rund 3.000 Jahre vor unserer Zeitrechnung in Skandinavien und in anderen Teilen Nord- und Mitteleuropas begannen, sich im Winter mit Hilfe von zugeschliffenen Tierknochen über zugefrorene Gewässer fortzubewegen.

Forscher der Manchester Metropolitan University in England zeigten, dass die Energieersparnis durch das Eislaufen für die Menschen in Finnland am größten gewesen sein muss. Der Grund dafür: Speziell in Südfinnland ist die Zahl der vorhandenen Seen außergewöhnlich hoch, deshalb müssen dort Wanderungen über das Eis entsprechend häufig gewesen sein.

Die Autoren der Studie, Federico Formenti und Alberto E. Minetti, führten zunächst Versuche mit professionellen Eisläufern durch und ließen sie Modelle testen, die von urtümlichen Knochenkufen (Bild oben) über Eisenkufen aus dem 13. Jahrhundert bis hin zu modernen Modellen aus Fiberglas, Kohlenstofffasern und Stahl reichten.

Dabei wiesen sie nach, dass die Entwicklung der Schlittschuhe sukzessive zu biomechanisch ökonomischeren Modellen geführt hat. Ein Ergebnis, das man wohl erwarten konnte.
Energieersparnis geografisch unterschiedlich
Interessanter ist indes die Frage, ob und inwieweit die primitivsten Modelle einen Vorteil gegenüber der normalen Fortbewegung zu Fuß bedeuteten. Computersimulationen einer Folgestudie zeigten, dass sich zumindest die Ur-Finnen durch den Gebrauch der Knochenkufen in winterlicher Umgebung ganze zehn Prozent Körperenergie ersparten (Biological Journal of the Linnean Society 93, 1).

Der damals übliche Stil unterschied sich allerdings durchaus vom heute üblichen, eleganten Schlittschuhschritt: In der Bronzezeit fuhr man noch mit einem Stock zwischen den Beinen über das Eis. Die Vorwärtsbewegung entstand primär durch kräftige Stockschübe mit den Armen.

Für die Bewohner anderer europäischer Länder ergab sich aufgrund der viel geringeren Seendichte lediglich eine Energieersparnis von einem bis drei Prozent. Federico Formenti: "Bei der Anpassung an die schwierigen Bedingungen während der langen Winter, profitierten die Einwohner des heutigen Finnlands mehr als andere Völker von der Erfindung dieses raffinierten Werkzeugs."

[science.ORF.at, 27.12.07]
->   Manchester Metropolitan University
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Wissen und Bildung .  Medizin und Gesundheit 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010