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USA: Die Präsidentschaftskandidaten und die Wissenschaft  
  Die erste parteiinterne Vorwahlrunde der US-amerikanischen Präsidentschaftswahl ist bereits gelaufen. Noch viel wird man in den nächsten Monaten über politische Ideen und von den Versprechungen der Kandidaten hören. Angesichts der Größe des Landes und seines Einflusses ist auch deren Einstellung zur Wissenschaft ein - wenn auch nicht wahlentscheidender - aber doch wesentlicher und weltpolitischer Faktor.  
Aus diesem Grund hat die renommierte Zeitschrift "Science" die diesbezüglichen Positionen der neun wichtigsten Kandidaten näher unter die Lupe genommen. Ein Überblick.
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Der Spezialreport "Science and the next U.S. President" ist in der aktuellen Ausgabe von "Science" (Bd. 319, 4. Jänner 2008) erschienen.
->   Science, Ausgabe vom 4.1.08
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Wissenschaftsfreier Wahlkampf
In den Reden der Bewerber geht es vor allem um politische Haltungen, wie etwa zur Lage im Irak, oder um wirtschaftliche Versprechungen, zum Beispiel die Senkung der Steuer. Laut dem Herausgeber von "Science", Jeffrey Mervis, haben die Wähler aber auch ein Recht, etwas über Meinungen der Kandidaten zur Wissenschaft im Allgemeinen oder zu aktuellen wissenschaftlichen Debatten - von der Evolutionstheorie bis zur globalen Erwärmung - zu erfahren.

Sieht man einmal von der Klimafrage ab, war in den offiziellen Statements jedoch bis jetzt noch nicht viel dazu zu hören. Um der Sache auf den Grund zu gehen, haben Redakteure des bekannten Magazins zwar nicht mit den Bewerbern selbst - die hatten wohl "Wichtigeres" zu tun - aber mit Beratern, Kollegen und Wahlhelfern gesprochen.
Clinton setzt auf Innovation
Die detaillierteste Stellungnahme aller Kandidaten zur Wissenschafts- und Forschungspolitik lieferte die Senatorin und Ex-"First Lady" Hillary Clinton, und zwar anlässlich des 50-Jahr Jubiläums des Jungfernflugs von Sputnik. Dabei betonte sie in erster Linie den Wert von Innovation - als Triebfeder für wirtschaftliches Wachstum.

Ihre Berater sprechen auch von neuen Herausforderungen, nicht zuletzt beim Klimawandel. 50 Milliarden Dollar möchte Clinton in diesen Forschungsbereich investieren und darüber hinaus eine eigene nationale Agentur für Energiefragen einrichten. Bei der Gesundheitsversorgung und in der Raumfahrt plant sie weitere Investitionen, wenn auch noch nicht klar ist, woher all dieses Geld kommen soll.
Der "Umweltaktivist" und der Wissenschaftsverweigerer
Der Demokrat John Edwards scheint der umweltfreundlichste Kandidat zu sein. Außerdem will er gegen die "Antiscience"-Haltung der Bush-Ära vorgehen. Allerdings berichten die Autoren, habe er unter Wissenschaftlern trotzdem einen schweren Stand, da er sich in seiner Zeit als Anwalt auf wissenschaftlich nicht erwiesene Aussagen berufen habe. Es ging um Schadenersatzforderungen wegen eines angeblich zu spät durchgeführten Kaiserschnitts.

Bei dem bekannten Ex-Bürgermeister von New York, Rudy Giuliani, sei es besonders schwierig Aussagen über seine Einstellungen zur Wissenschaft zu treffen, da er erfolgreich jegliches Gespräch seiner Berater mit der Zeitschrift verhindert habe.

In sozialen Fragen ist er unter den Republikanern die große Ausnahme: Frauen sollten - mit Einschränkungen - selbst entscheiden dürfen, ob sie ihr Kind abtreiben lassen. Weder zur Stammzelldebatte noch zur Klimafrage gibt es irgendeine genauer artikulierte Position seinerseits.
"Evidenzbasierte" Politik
Der momentan aussichtreichste Kandidat der Demokraten Barack Obama behauptet, dass er all seine Entscheidungen auf Evidenz und Fakten basieren lasse und verweist dabei gerne auf die methodische Parallele zur Wissenschaft. Er hat sich eine Reihe an Zielen im Bereich der Forschungs- und Bildungspolitik gesetzt, die unter Umständen in der Realität nicht ganz einfach umsetzbar sind.

Die Forschungsausgaben sollen unter seiner Führung verdoppelt und 18 Milliarden Dollar in Bildungsprogramme investiert werden. Wie bei den anderen Demokraten ist auch bei ihm der Kampf gegen die globale Erwärmung ein zentraler Bestandteil seiner Kampagne.
Der Prediger und Kreationist
Der ehemalige Baptistenprediger und republikanische Sieger der ersten parteiinternen Vorwahl Mike Huckabee erklärte im Rahmen einer Diskussionsrunde der Kandidaten, dass er die Evolutionstheorie nicht akzeptiere. Später relativierte er seine Aussage. Er wolle bestimmt nicht die Lehrpläne der Schulen umschreiben, sagte er.

Wissenschaftler, die ihn aus seiner Zeit als Gouverneur von Arkansas kennen, meinen, dass dies seinen Zugang in vielen Fragen zeige. Er hätte zwar einen extremen Standpunkt, würde aber niemandem diese Haltung aufzwingen. Er kämpft vor allem für eine bessere Gesundheitsversorgung und spricht sich, zumindest seitdem er offizieller Kandidat ist, für mehr Forschung zur Erderwärmung aus.

Eva Obermüller, science.ORF.at, 4.1.08
Mehr dazu in science.ORF.at:
->   US-Forscher mobilisieren gegen Kreationisten (3.1.08)
->   Umfrage: Kreationismus in USA weit verbreitet (12.6.07)
->   Kerry kontra Bush: 15 Antworten auf "Wissenschaftsfragen" (15.9.04)
 
 
 
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01.01.2010