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Studie: Gratiszeitungen sind ein Übergangsphänomen  
  Gratiszeitungen sind und bleiben laut einem deutschen Kommunikationswissenschaftler ein Übergangsphänomen. In spätestens zehn bis 15 Jahren werde die Kernzielgruppe, die 20- bis 35-jährigen "Urbans", ihre morgendliche Fahrt zum Arbeitsplatz mit mobilen Angeboten füllen, lautet die Prognose des Leipziger Medienexperten Michael Haller.  
Dass Gratiszeitungen, die derzeit in manchen Ländern bereits einen Marktanteil von 30 Prozent haben, an den Absatzproblemen mancher Kauftitel schuld sind, sei nur bedingt richtig, so Haller.
Regionalpresse verliert Marktanteile
Im Rahmen eines Forschungsprojekts hat Haller die Marktentwicklung von Gratistiteln in fünf Ländern untersucht. Demnach verliert vor allem die Regionalpresse an Marktanteilen und zwar unabhängig davon, ob es eine Konkurrenz durch Gratiszeitungen gibt oder nicht.

In Österreich zeige "die gehobene entgeltliche Presse steigende Auflagen", und das obwohl bereits seit einigen Jahren Gratistitel auf dem Markt sind, heißt es in der Studie.
Nutzen und Schaden
Laut Haller hängt die Wechselwirkung zwischen Kauf- und Gratisblatt von der Qualität der kostenlosen Exemplare ab. "Ist eine Gratiszeitung gut gemacht, kann sie vor allem junge Leute ans Zeitungslesen heranführen", so Haller.

Es gilt aber auch der Umkehrschluss: "Billig gemachte Produkte, die mit viel plakativem Bildmaterial überwiegend PR-Material umsetzen und die Freizeitszene beschreiben, beschädigen die Reputation der Gattung Tageszeitung."
Bieten Kaufzeitungen zuwenig für Junge?
Boomen in einem Land die Gratistitel, kann das oft auch ein Hinweis auf mangelnde Attraktivität der Kaufprodukte sein. Kaufzeitungen seien für viele, vor allem junge Leser, oft "schwer verständlich und im Informationsangebot lebensfremd".

Greift diese Zielgruppe zu Gratisblättern, kann das ein Zeichen dafür sein, "dass die von den Kaufzeitungen angebotenen Leistungen aus Sicht jüngerer Erwachsener unzureichend bzw. irrelevant sind".
"Bindungsverweigerung"
Dass gerade junge Menschen die Gratiszeitungen etwa den Abonnementzeitungen vorziehen, liege unter anderem an der "Bindungsverweigerung" dieser Gruppe.

"Die von uns ausgewerteten Erhebungen brachten zutage, dass sich viele junge Erwachsene das Kaufen und Lesen der lokalen Abonnementszeitungen aufsparen für die Lebensphase, in der sie sich selbst etablieren und andere Orientierungsbedürfnisse entwickeln, die von den jungen Fast-food-Medien nicht gestillt werden können."

[science.ORF.at/APA, 7.1.08]
->   Michael Haller (Universität Leipzig)
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01.01.2010