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Sozialmediziner: Tanzbälle sind "Virenschleudern"  
  Bussi geben, Hände schütteln und auf engstem Raum tanzen: Die Ballsaison entpuppt sich als echte "Virenschleuder". Denn viele Kranke wollen die Karten nicht verfallen lassen und gehen dennoch hin.  
Zurzeit hüten rund 50.000 Österreicher wegen grippalen Infekts oder Influenza das Bett. "Ich will ja niemandem das Ballvergnügen vermiesen, aber Händeschütteln kann gefährlich sein", sagte Michael Kunze, Vorstand des Instituts für Sozialmedizin der Universität Wien, im APA-Gespräch.
Ball vergleichbar mit Schule und Kindergarten
Für Epidemiologen sei beim Ball die große Ansammlung von Menschen das größte Problem, sagte der Mediziner. Viele Viren befinden sich auf engstem Raum. "Das ist vergleichbar mit einem Kindergarten oder einer Schule", erklärte der Sozialmediziner.

Jemand hustet in seine Hand - und schon wird das Virus weitergegeben. "Und auf Bällen werden ja ununterbrochen Hände geschüttelt", meint Kunze. Und der "Handshake" ist oft viel schlimmer als das Küsschen links und rechts, wie man aus Untersuchungen weiß.
Geldscheine werden selten geküsst
Schweizer Wissenschaftler haben zudem erst kürzlich herausgefunden, dass Grippeviren zwei Wochen auf Banknoten überleben können. Bleibt jetzt das Geld am Ball im Börserl? "Die Übertragung über das Geld ist zwar interessant, aber kein großer Übertragungsweg", meint Kunze. "Man küsst ja eher die Goldbarren und nicht den Zehn-Euro-Schein."
->   Zum Artikel in science.ORF.at
Ausgeliehene Kleidung keine Gefahr
Auch in ausgeliehener Kleidung sieht der Sozialmediziner keine große Gefahr. "Das Ballkleid und der Frack werden ja nach jedem Tragen gereinigt. Eine Ansteckung von Mensch zu Mensch geht viel schneller."
Idealer Faschingsball
Das Problematische sind ja gar nicht die Schwerkranken: "Wenn jemand die echte Influenza hat, wird er wahrscheinlich eher daheimbleiben, weil es ihm so schlecht geht", meint Kunze. Aber die Menschen, die bereits infiziert sind, aber noch keine Symptome spüren, scheiden die Viren schon vorher aus.

Am idealsten wäre in Grippezeiten der Besuch eines Faschingsballs: "Besser eine Faschingsmaske als gar keine", ist der Mediziner überzeugt. Bereits vor Jahren hatte Kunze bei einer ähnlichen Epidemie dem damaligen Gesundheitsstadtrat Sepp Rieder gesagt, es wäre besser, den Opernball abzusagen.

[science.ORF.at/APA, 18.1.08]
->   Michael Kunze
->   Institut für Sozialmedizin (Med-Uni Wien)
->   Das Stichwort Grippe im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010