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Bildhauer leben länger als Maler  
  Steineklopfen hält zumindest in der Welt der Kunst jung: Laut einer Studie von US-Medizinern werden Bildhauer im Durchschnitt vier Jahre älter als ihre Kollegen von der Malerei.  
Ursache dafür könnte der größere Krafteinsatz beim Bearbeiten des Materials sein, der sich wiederum positiv auf das Immunsystem auswirkt, berichten Philip Greenspan von der University of Georgia und Kollegen.
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Die entsprechende Studie "Lives of the artists: differences in longevity between old master sculptors and painters" ist im Journal "Age and Ageing" (Bd. 37, S. 102, Jänner 2008) erschienen.
->   Age and Ageing
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406 Künstler untersucht: 67,4 vs. 63,6 Jahre
Bild: EPA
"Der Denker" (rechts) von Auguste Rodin,
der 77 Jahre alt wurde.
Die Idee für seine außergewöhnliche Studie kam Philip Greenspan, als er seiner Frau Juanita bei der Arbeit half: Sie ist Bildhauerin. "Ich wusste, dass es nicht viele Bildhauer gab, die früh gestorben sind - im Gegensatz zu Malern", erzählte er dem Onlinedienst von "Nature".

Aus diesem Grund verglich er mit seinem Team die Lebensdauer von 406 Vertretern der beiden Kunstgattungen, angefangen vom deutschen Bildhauer Peter Parler aus dem 14. Jahrhundert bis zum belgischen Maler Henri Evenpoel aus dem 19. Jahrhundert. Das Alter der Künstler reichte von 99 Jahren (Tizian) bis zu 23 Jahren (Pierino da Vinci, ein Neffe von Leonardo).

Die Bildhauer kamen im Schnitt auf ein Lebensalter von 67,4 Jahren, die Maler hingegen nur auf 63,6 Jahre.
Zweieinhalbmal mehr Energie
Warum das ganze mehr ist als eine bloße Übung in Statistik? Die Forscher gehen davon aus, dass sich der Lebensstil von Malern und Bildhauern nicht stark unterscheidet. Hauptdifferenz ist also ihre Beschäftigung - und auf diese lasse sich der Unterschied in der Lebenserwartung zurückführen.

Greenspan schätzt, dass Bildhauen zweieinhalbmal mehr Energie verbraucht als Malen - der Körper wird mehr belastet, dies stärkt das Immunsystem und schützt vor Infektionskrankheiten.
Verschiedene Erklärungsansätze
Doch es gibt auch noch andere Erklärungsversuche: In einem Begleitkommentar von "Age and Ageing" wird auf das Blei verwiesen, dass sich in den Farben der Maler befand - Bleivergiftung galt lange Zeit als "Malerkrankheit".

Greenspan selbst ist vorsichtig bei der Interpretation der Ergebnisse und verweist auf den Steinstaub, der beim Bildhauen entsteht und gesundheitsschädlich ist. Zudem gebe es keine Aufzeichnungen über die genauen Todesursachen der untersuchten Künstler.

Somit kann man auch Michelangelo, der immerhin 88 Jahre alt wurde, nicht unbedingt zustimmen. Er soll gesagt haben, dass die Arbeit an der Staffelei nur "für Frauen und Faule gut" sei.

Lukas Wieselberg, science.ORF.at, 21.1.08
->   Philip Greenspan, University of Georgia
->   Nature News
 
 
 
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01.01.2010