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Forscher schufen "entschärftes" Ebola-Virus  
  Nachdem US-Forscher ein einziges Gen aus dem gefährlichen Ebola-Virus entfernt haben, konnte sich der Krankheitserreger nicht mehr vervielfältigen, war also nicht mehr ansteckend. Der Ebola-Forschung könnte das die Türen der Hochsicherheitslabors öffnen.  
Bisher konnte das Ebola-Virus aufgrund seiner Gefährlichkeit nur in Hochsicherheitslabors erforscht werden, von denen es aber weltweit nur eine geringe Anzahl gibt. Das sei einer der Gründe, warum es bei der Suche nach Impfstoffen und Medikamenten keine Fortschritte gebe, so Yoshihiro Kawaoka und seine Kollegen von der Universität Wisconsin-Madison.
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Die Studie "Generation of biologically contained Ebolaviruses" erscheint zwischen 21. und 25. Jänner 2008 in den Proceedings der US-Akademie der Wissenschaften (doi:10.1073_pnas.0708057105).
->   Zur Studie (nach Erscheinen online)
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Eines der gefährlichsten Viren
Ebola gehört zu den gefährlichsten bekannten Viren. 1976 trat es erstmals im Sudan und in Zaire auf, zu den Symptomen gehören anfangs hohes Fieber sowie starke Kopf- und Gliederschmerzen, mit fortschreitender Krankheit kommt es zu Durchfall, Bluterbrechen, Organversagen und inneren Blutungen.

Es gibt mehrere Stämme von Ebola-Viren, sie töten zwischen 50 und 90 Prozent der infizierten Menschen.
Schutzstufe 4 nötig
Forschung am Ebola-Virus kann aufgrund dieser Gefährlichkeit nur in Labors betrieben werden, die der Biologischen Schutzstufe 4 entsprechen: Sie zeichnen sich unter anderem dadurch aus, dass die Forscher nur in Anzügen mit eigener Luftversorgung den Raum betreten dürfen und im Labor selbst ein Unterdruck herrscht.

Dadurch soll sichergestellt sein, dass - sollte eine undichte Stelle auftreten - Luft nur von außen in das Labor strömt, aber keine Partikel hinaus gelangen können.
->   Biologische Schutzstufen (Wikipedia)
Forschung in nicht einmal sechs Labors
Weil es aber nur wenige derart ausgerüstete Laboratorien gibt und sie sehr teuer sind, komme die Ebola-Forschung nicht vom Fleck, behauptet Yoshihiro Kawaoka in einer Presseaussendung der Universität. In weniger als einem halben Dutzend Labors sei derzeit Grundlagenforschung zu Ebola möglich.
Gen VP30 entfernt
Die Forscher um Kawaoka wählten daher einen anderen Ansatz: Sie entfernten aus dem Virus, das aus nur acht Genen besteht, jenes mit Namen VP30.

Dieses Gen kodiert für ein - gleichnamiges - Protein, das das Virus braucht, um sich zu vervielfältigen. Kann das Virus dieses Protein nicht selbst herstellen, kann es einen Organismus nicht infizieren.
Künstliche Lebensumgebung geschaffen
Um das Virus aber dennoch am Leben zu halten, mussten die Wissenschaftler eine Umgebung schaffen, die genau dieses Protein zur Verfügung stellt.

Gelungen ist ihnen das mit Nierenzellen von Affen: Sie produzieren VP30, in diesen Zellen - und nur dort - kann das Virus sich vervielfältigen. Sollte es aus irgendeinem Grund die Nierenzellen verlassen, ist es harmlos, da nicht fähig zur Replikation.
Fachkollegen zurückhaltend
Laut dem Virologen Kawaoka behält das Virus all seine anderen Eigenschaften. Die Kombination aus "beschnittenem" Erreger und Nierenzellen sei ein "sicheres Modell, um das Verhalten des Virus genau zu studieren bzw. Impfstoffe und Medikamente zu erproben", heißt es in der Aussendung.

Fachkollegen geben sich zurückhaltender: Zuerst müsse in mehreren Versuchen belegt sein, dass das modifizierte Virus tatsächlich keinen Schaden mehr anrichten kann, sagt etwa Susan Fisher-Hoch, die selbst in den 1980ern am Ebola-Virus geforscht hat, zur britischen BBC. Das Virus sei einfach zu gefährlich für Experimente.

Elke Ziegler, science.ORF.at, 22.1.08
->   Yoshihiro Kawaoka (University of Wisconsin-Madison)
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01.01.2010