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Besser nur fast als ganz glücklich  
  Das Streben nach Glück eint die Menschen. Dass es aber unter Umständen besser sein kann, nur fast und nicht ganz glücklich zu sein, haben US-amerikanische Psychologen nun festgestellt. Die absolute Glückseligkeit kann demnach - zumindest was den Lebenserfolg betrifft - sogar kontraproduktiv sein.  
Für ihre Studie analysierten die Forscher Daten über ökonomische, politische und religiöse Einflüsse auf das subjektive Glücksempfinden aus der ganzen Welt und das Verhalten von 193 Studenten. Die Ergebnisse legen nahe, dass nicht alle Faktoren, die unser Wohlbefinden bestimmen, sich mit steigendem Glück automatisch verbessern.
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Der Artikel "The Optimum Level of Well-Being: Can People Be Too Happy?" von Shigehiro Oishi et al. ist in "Perspectives on Psychological Science" (Bd.2, Dezember 2007) erschienen.
->   Abstract der Studie
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Generell führt Glück zu Erfolg
Prinzipiell stehen laut Ed Diener, Co-Autor der Studie, sämtliche Faktoren des Wohlergehens in engem Zusammenhang mit individuellem Glück. Das heißt, je glücklicher man ist, desto erfolgreicher ist man generell - beruflich und auch privat.

Die aktuelle Analyse hat nun gezeigt, dass zwar fast alle Erfolgsindikatoren mit dem subjektiven Glücksempfinden korrelieren. Aber, und das ist die überraschende Entdeckung: In manchen Bereichen schneiden Menschen besser ab, die - natürlich nach ihrer persönlichen Einschätzung - vom absolutem Glück ein kleines Stück entfernt sind.
Nicht ganz glücklich, aber sehr erfolgreich
Beim Einkommen, der Ausbildung oder in der Politik waren demnach jene am erfolgreichsten, die sich bei ungefähr acht auf einer zehnteiligen Glücksskala einstuften. Die hundertprozentig Glücklichen verdienen etwa deutlich weniger Geld und ihre Erfolge in Ausbildung und Politik sind geringer.

Zumindest diesbezüglich gibt es laut den Forschern offenbar einen Punkt, ab dem man zu glücklich sein kann. Nur in sozialen Bereichen, bei freiwilligen Aktivitäten und in persönlichen Beziehungen schnitten die Glücklichsten am besten ab. Sowohl die Analyse der Daten aus dem "World Values Survey" als auch die Studentenstudie kam zu diesen Ergebnissen.
Glück macht unflexibel
Die Annahme der Wissenschaftler rund um Diener: Absolut glückliche Menschen würden selten ihr Verhalten ändern oder sich an äußere Veränderungen anpassen, auch wenn diese Flexibilität Vorteile brächte.

Diener, der sich schon seit Jahren wissenschaftlich mit dem Wohlbefinden der Menschen beschäftigt, meint, dass das totale Glück manchmal tatsächlich hinderlich sein kann, nicht zuletzt in gesundheitlichen Belangen. Es steigere auch nicht die Überlebensraten bei ernsthaften Krankheiten. Absolut glückliche und zufriedene Menschen seien oft zu optimistisch und sorglos, was für eine erfolgreiche Behandlung unter Umständen nicht nur hilfreich ist.

Seine Schlussfolgerung: Glück sei ein durchaus erstrebenswertes Ziel - für die Unglücklichen. Das endlose Streben nach noch mehr Glück könnte letztlich kontraproduktiv sein.

[science.ORF.at, 25.01.08]
->   "Perspectives of Psychological Science"
->   The World Values Survey
->   Ed Diener
->   University of Illinois
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01.01.2010