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Mindestlöhne in Europa steigen  
  Von 27 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union verfügen 20 über einen allgemeinen gesetzlichen Mindestlohn, Österreich zählt nicht dazu. Gut die Hälfte davon hat die untere Lohngrenze zum Jahresbeginn angehoben.  
Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Auswertung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung.
Westeuropäischer Mindestlohn über acht Euro
In zwölf von 20 EU-Staaten sind die gesetzlichen Mindestlöhne zum 1. Januar 2008 erneut erhöht worden. Nachdem Großbritannien, Frankreich und Irland die niedrigsten erlaubten Stundenlöhne bereits im letzten Sommer oder Herbst aufgestockt hatten, haben zum Jahreswechsel die meisten mittel- und osteuropäischen Länder, Malta, Spanien und Portugal sowie Belgien und die Niederlande ihr gesetzliches Minimum nach oben angepasst.

In den westeuropäischen Euro-Ländern liegen die Mindestlöhne damit jetzt klar über acht Euro. Im Vergleich zum Januar 2007 stiegen sie zwischen gut zwei Prozent in Frankreich und mehr als vier Prozent in Irland.
Wechselkurs führt zu relativem Rückgang für die Briten
Auch in Großbritannien wurde die Lohnuntergrenze im Jahresverlauf deutlich hinaufgesetzt - um 3,2 Prozent von 5,35 Pfund auf 5,52 Pfund. "Da aber der Wechselkurs der britischen Währung im Verhältnis zum Euro in den vergangenen Monaten massiv gesunken ist, verwandelt sich der reale Zuwachs in einen scheinbaren Rückgang auf wieder unter acht Euro", so Thorsten Schulten, Tarifexperte im WSI.

In Luxemburg, das den höchsten gesetzlichen Mindestlohn in der EU hat, änderte sich im Jahresverlauf nichts. Hier ist die nächste Erhöhung aber für März 2008 geplant.
Auch Südeuropa holt auf
 
Bild: Hans-B¿ckler-Stiftung

Mit Blick auf die absolute Höhe der Mindestlöhne lassen sich neben den westeuropäischen Ländern zwei weitere Gruppen unterscheiden: In Südeuropa liegen die untersten erlaubten Stundenlöhne nun zwischen 2,55 Euro und 3,80 Euro. In Spanien, Portugal und Griechenland stiegen die Mindestlöhne im Jahresvergleich um jeweils mehr als fünf Prozent, der Mindestlohn in Malta wurde um gut zwei Prozent erhöht.
Die höchsten Steigerungsraten in Mittel- und Osteuropa
In den mittel- und osteuropäischen Staaten sind die Mindestlöhne absolut am niedrigsten. Allerdings holen die meisten dieser Länder langsam, aber kontinuierlich auf. So wurden die Lohnuntergrenzen, in Polen, Bulgarien und Rumänien sowie in den baltischen Staaten im Jahresvergleich um 20 bis 33 Prozent angehoben. In der Slowakei, Ungarn und Slowenien liegt die Steigerungsrate zwischen gut drei und fast sieben Prozent, lediglich in Tschechien gab es keine Anhebung.

"Der Realwert des Mindestlohns ist in den mittel- und osteuropäischen Ländern deutlich gestiegen. Das dokumentiert den anhaltenden wirtschaftlichen Aufholprozess der Region", sagt Tarifexperte Schulten. Laut den Experten zeigen die weite Verbreitung und die regelmäßigen Erhöhungen, dass Mindestlöhne in der großen Mehrheit der europäischen Staaten als Erfolgsmodell gesehen werden.

[science.ORF.at/idw, 25.01.08]
->   Hans-Böckler-Stiftung
->   Thorsten Schulten
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01.01.2010