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"Tabubrüche" an Boku: Ingela Bruner inauguriert  
  Gleich mehrere Tabus hat die Technikerin und Wissenschaftsmanagerin Ingela Bruner (55) gebrochen, die am Montag als Rektorin der Universität für Bodenkultur (Boku) in ihr Amt eingeführt wurde.  
Sie steht nicht nur als erste Frau an der Spitze einer staatlichen Universität - sie kommt als Absolventin der Technischen Universität (TU) Wien nicht vom Fach und ist auch nicht habilitiert.

An der Boku lehnt sie Zugangsbeschränkungen ab, will die Lehre stärken und die Uni an vier Standorten entwickeln. In der Diskussion um Frauenquoten an Unis sprach sie sich anlässlich ihrer Inauguration vor Journalisten für rechtlich verankerte paritätische Besetzungen aus: Davon verstehe Österreich durchaus etwas, verwies sie auf die Sozialpartnerschaft.
Interaktive Inskription statt "Numerus Clausus"
Zugangsbeschränkungen an der Boku kommen für Bruner nicht in Frage: "Wir bleiben eine offene Uni." Stattdessen will sie ab Februar ein Projekt für ein "interaktives Inskriptionsverfahren" starten, das Studieninteressenten schon vor dem Studienstart die Möglichkeit gibt, sich mit der Boku und ihren Anforderungen auseinanderzusetzen.

Ideal wäre es, wenn sich der potenzielle Student einloggen könnte, Vorlesungen und Prüfungssituationen miterlebt und so nicht erst im dritten oder vierten Semester daraufkomme, dass ein Boku-Studium nicht das richtige für ihn sei.

Für Bruner wäre dies eine "österreichische Antwort auf den Numerus Clausus".
Mehr Wert auf Didaktik
Gleichzeitig möchte sie Schülern in Maturaklassen die Möglichkeit geben, sich schon im Jänner "vorzuinskribieren". So könnten diese einerseits gezielt zu Tagen der offenen Tür oder anderen Info-Veranstaltungen eingeladen werden, andererseits könne die Uni schon frühzeitig mit der Planung des Semesters und der Kapazitäten beginnen.

Stärker als bisher will Bruner für die Verleihung der Lehrbefugnis die didaktischen Fähigkeiten von Wissenschaftlern heranziehen, begleitet von Angeboten zu deren Weiterentwicklung. Bisher sei dafür vor allem die Forschungsleistung entscheidend gewesen.
Für Standort Tulln, Wien bleibt Zentrum
Ein klares Bekenntnis legte die neue Rektorin zum umstrittenen Standort Tulln ab: So habe die Boku im Dezember auch eine Option zur Übersiedlung des Instituts für Holzforschung nach Tulln gezogen. Das Hauptgebäude an der Türkenschanze in Wien-Währing bleibe aber das "Herz" der Boku - dort würden Lehre, Leitungsorgane, alle Serviceeinrichtungen, ÖH und Betriebsrat angesiedelt bleiben.

Der Standort in der Muthgasse in Wien-Döbling wird als Technologisches Zentrum ausgebaut, dort werden alle mit Biotechnologie befassten Einrichtungen angesiedelt.

Vierter "virtueller" Standort werden alle Außenstellen wie etwa Lehrforst, Knödelhütte, der Wassercluster in Lunz sowie die Versuchslandwirtschaft Großenzersdorf.
Zeichen: Förderung von Frauen und Nachwuchs
Anlässlich der Inauguration Bruners und ihrer Vizerektoren werden drei Fonds gegründet und Boku-intern finanziert: Ein mit jährlich 300.000 Euro dotierter "Fonds zur Intensivierung der Betreuung in der Lehre" soll die Qualität der Betreuungsverhältnisse heben und drittmittelfinanzierte Nachwuchswissenschafter auch in die Lehre einbinden.

Ein weiterer mit 150.000 Euro jährlich dotierter Fonds steht für die "Förderung studentischer Initiativprojekte zur Verfügung" - etwa für die Weiterentwicklung des Standorts an der Türkenschanze oder die Position der Boku zu gesellschaftlichen Fragestellungen wie etwa Gentechnik. Mit 500.000 Euro für die gesamte Rektoratsperiode dotiert ist ein "Fonds zur Förderung des Nachwuchses in der Forschung".

Erste Zeichen hat das neue Rektorat schon gesetzt: Sowohl die Leitung der Bibliothek als auch das Zentrums für Lehre und die erste Professur gingen an Frauen.

[science.ORF.at/APA, 28.1.08]
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01.01.2010