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Neue Unterrichtsmaterialien zum Islam  
  Das Islambild in Schulbüchern ist laut dem Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung in Braunschweig überholt und einseitig. Deshalb haben Experten nun neues Material erarbeitet.  
Eine Gruppe von internationalen Islamwissenschaftlern, darunter auch Österreicher, hat es zu unterschiedlichen Themenkomplexen wie Sport, Architektur, Geschichte undPolitik zusammengestellt. Das Material dient allen Schulstufen in Deutschland und Österreich und ist von Lehrern und Schülern im Internet abrufbar.

Neben vielen Hintergrundtexten und Diskussionsanregungen stehen Arbeitsblätter für den Unterricht zur Verfügung, auf denen mittels Comics, Aufgaben zur Internetrecherche oder Videomaterials das jeweilige Thema von den Schülern und Schülerinnen bearbeitet werden kann.
->   Homepage des Projekts
Vielseitiges Bild von islamischer Kultur
Hauptanliegen des Projektes sei die Vermittlung eines vielseitigen, modernen Islambildes, sagt die Islamwissenschaftlerin Cornelia Schnoy im Gespräch mit Ö1. Zu lange habe das Bild des aggressiven Islams, der sich mit Feuer und Schwert verbreitet, vorgeherrscht.

Mit seinem Material will das Projekt "1001 Ideen: Muslimische Kulturen und Geschichte" verschiedenen Sichtweisen einen Platz einräumen. Daher sei es wichtig, bisher unbeachtete Themen wie "Araber und der Holocaust" oder "Islam und Populärmusik" aufzugreifen.

Generell, meint Schnoy, solle man im Unterricht nicht immer von einem "Problem" im Zusammenhang mit Islam ausgehen. Manche Themen eigneten sich gewiss eher für höhere Schulstufen, doch auch das Material für Volksschulen soll im Laufe der Zeit verbessert und aufgestockt werden.
Bedarf an Schulen besteht
Mit Lehrerworkshops in Österreich und Deutschland wirbt das Georg-Eckert-Institut für sein Internet-Projekt. Das Feedback von Lehrkräften sei dabei durchwegs positiv gewesen.

Mit der steigenden Anzahl muslimischer Schüler, besonders in Ballungsräumen wie beispielsweise Wien, besteht vermehrt Bedarf auch Alltagsthemen aus der Sicht des Islam in den Klassen zu diskutieren. Das reicht vom Kopftuch für Mädchen bis hin zu Arabischer Sprache und Fitnesssport.
Keine Image-Politur
Das Georg-Eckert-Institut verfolge damit keinen politischen Ansatz, so Schnoy, es ginge auch nicht darum, "das Image des Islam aufzupolieren". Wenn durch differenziertes Unterrichtsmaterial jedoch zu einer Entspannung der Islamdebatte beigetragen werden könne, so sei dies in jedem Fall im Interesse der Projektgruppe.

Diese Meinung teilt auch Alois Ecker, der Leiter des Fachdidaktikzentrums für Geschichte, Sozialkunde und Politische Bildung der Universität Wien. Er sieht eine dringende Notwendigkeit, neues didaktisches Material für den Unterricht zu forcieren.

Auch erhofft er sich eine Vertiefung der Kooperation mit dem Projekt des Georg-Eckert-Instituts und verstärkte Mitarbeit österreichischer Experten zum Thema Islam.

Tobias Körtner, Ö1 Wissenschaft, 28.1.08
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Einen Überblick in Buchform zum Projekt bietet der kürzliche erschienene Band: "Muslimische Gesellschaften in der Moderne. Ideen-Geschichten-Materialien." (StudienVerlag: Innsbruck, Wien, Bozen, 2007)
->   Das Buch im StudienVerlag
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->   Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung
->   Fachdidaktikzentrum Geschichte, Universität Wien
 
 
 
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01.01.2010