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ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit .  Leben 
 
Auch auf Zellebene: Faulheit verkürzt das Leben  
  Dass regelmäßiger Sport der Gesundheit grundsätzlich nützt, ist bekannt. Britische Forscher haben aber nun herausgefunden, dass sich sogar auf Ebene der Gene ein positiver Effekt körperlicher Betätigung nachweisen lässt: Die Telomere, zuständig für den Schutz der Chromosomen, werden bei Faulheit kürzer, was die Mediziner als ein Zeichen beschleunigter zellulärer Alterung interpretieren.  
Für Zweifler, die hinter der Studie von Tim Spector und Kollegen vom Zwillingsforschungszentrum des Londoner King's College Propaganda der "Gesundheitsmafia" vermuten, legen die Wissenschaftler konkrete Zahlen auf den Tisch:

So seien die aktivsten Untersuchungspersonen mit mehr als 200 Minuten Sport pro Woche auf zellulärer Ebene um zehn Jahre jünger als die "Coach Potatoes", die weniger als 16 Minuten pro Woche trainierten.
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Die Studie "The Association Between Physical Activity in Leisure Time and Leukocyte Telomere Length" ist in den "Archives of Internal Medicine" erschienen (Band 168(2), S. 154-158).
->   Zum Abstract
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DNA-Proben aus Blut
Das Team vom King's College bat 2.401 Zwillingspaare, darunter 2.152 Frauen und 249 Männer, zur Untersuchung. Mit Hilfe von Fragebögen wurde erfasst, wie oft die Probanden in den letzten zwölf Monaten Sport betrieben - danach wurde ihnen Blut abgezapft, um daraus DNA-Proben zu gewinnen.

Bei ihrer Analyse konzentrierten sich die Forscher auf die Telomere, DNA-Sequenzen, die am Ende der Chromosomen sitzen und sie vor Schädigung vor allem bei der Zellteilung schützen.
->   Mehr über Telomere (Wikipedia)
Telomere werden mit dem Alter kürzer
Dass die Telomere kürzer werden, je älter eine Person wird, und damit der Schutz abnimmt, war schon bisher bekannt. Bei weißen Blutkörperchen, den Untersuchungsobjekten von Spector und ihren Kollegen, ließ sich nachweisen, dass die Telomere im Schnitt pro Jahr 21 Nukleotide (Moleküle, aus denen sie aufgebaut sind) verlieren.
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Einfluss anderer Faktoren berücksichtigt
Tim Spector und seine Kollegen wollten aber wissen, ob der sich Zusammenhang nicht nur mit dem Altern, sondern auch mit sportlicher Aktivität nachweisen lässt. Um auch wirklich auf den Effekt von Sport zu kommen, wurden bei der Auswertung der Daten auch Geschlecht, Alter, Body-Mass-Index, Nikotin-Konsum, sozioökonomischer Status und körperliche Aktivität bei der Arbeit berücksichtigt.
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Telomere von Aktiven um 200 Nukleotide länger
Die Zahlen, die sie als Ergebnisse liefern, legen auch nach Berücksichtung der Umstände den Schluss nahe, dass Faulheit Zellen früher altern lässt: Die Telomere jener Personen, die mehr als 199 Minuten pro Woche beispielsweise joggten, Tennis spielten oder Aerobic betrieben, waren im Schnitt 200 Nukleotide länger als jene von Menschen, die auf nur 16 Minuten Sport kamen.

Oder in anderen Worten: Die Telomere der aktivsten Personen waren um zehn Jahre "jünger" als die der Faulpelze. Selbst bei Zwillingspaaren konnte noch immer ein Unterschied von 88 Nukleotiden festgestellt werden.
Schrumpfen bei Regeneration
Die Forscher führen mehrere mögliche Gründe für diesen Effekt an: Man weiß, dass die Telomere umso schneller schrumpfen, je öfter Zellen regeneriert werden müssen - und es könnte sein, dass dies bei unsportlichen Menschen häufiger der Fall ist.

Eine andere Erklärung könnte vermehrter oxidativer Stress sein: Je mehr reaktionsfreudiger Sauerstoff im Körper ist, desto stärker werden Zellen geschädigt - Sport könnte dazu beitragen, diesen Stress zu verringern.
Hoffnung für Unsportliche
Auch wenn die Zahlen eindeutig wirken, ruft Jack Guralnik vom National Institute on Aging in Bethesda (US-Bundesstaat Maryland) im begleitenden Editorial zu Vorsicht auf. "Menschen, die Sport betreiben, unterscheiden sich von unsportlichen Zeitgenossen in vielerlei Hinsicht.

Obwohl einige Parameter in der Studie berücksichtigt wurden, könnten weitere Faktoren für die Differenzen hinsichtlich der Telomer-Länge verantwortlich sein", lässt Guralnik den Sport-Muffeln ein Hintertürchen offen.

[science.ORF.at, 30.1.08]
->   Tim Spector
->   Twin Research Unit (St Thomas' Hospital)
->   National Institute on Aging
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01.01.2010