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Auch Österreich ist von Vulkanen geprägt  
  Vulkane gibt es nicht nur am Mittelmeer oder auf Hawaii, auch Österreich ist von Vulkanen geprägt - auch wenn sie ihre Aktivität schon seit mehreren Millionen Jahren aufgegeben haben. Zeugnisse der Vergangenheit gibt es genug, nicht zuletzt profitieren davon die Thermenanlagen in der Steiermark und im Burgenland, schreibt der Erdwissenschaftler Hannes Kugler in einem Gastbeitrag.  
Streifzug durch die Vulkanlandschaften in Österreich
von Hannes Kugler

Grollende Vulkane mit gewaltigen Eruptionen, Flüsse mit glühender Lava, die sich unaufhaltsam ihren Weg durch menschliche Siedlungen bahnen oder zischend auf Meerwasser treffen.

Solche medial gerne gezeigten und dadurch weithin bekannten Bilder stellen die sichtbarsten und wohl auch eindrucksvollsten Erscheinungen endogener Dynamik auf unserem Planeten dar.

Vulkane führen uns immer wieder aufs Neue vor Augen, dass die Erde nach wie vor ein Feuerball ist, auf dem nur eine dünne Erdkruste schwimmt, welche die Existenz des Lebens und damit auch unsere eigene ermöglicht.
Eruptionen sind nicht zu zähmen
Ein zunehmender Grad an Technisierung, die Fähigkeit, das Antlitz der Erde großräumig umzugestalten und sogar das Weltklima innerhalb kurzer Zeit nachhaltig zu beeinflussen, gaukeln vielen Menschen vor, die Natur bändigen zu können, im Griff zu haben - bis der nächste größere Vulkan ausbricht und Arroganz wieder in Ehrfurcht verwandelt.

Vulkanische Eruptionen sind nicht zu zähmen, sie sind im besten Fall in einem eng begrenzten Zeitraum vorherzusagen. Solange es im Erdinneren brodelt, wird es Vulkanismus in all seinen Erscheinungsformen geben - auch in den nächsten Millionen Jahren.

Was heute passiert und auch in Zukunft mit Sicherheit geschehen wird, ist natürlich auch im Laufe der vergangenen Erdgeschichte stetig passiert. Die Spuren sind überall auf unserem Globus zu sehen. Auch in Österreich.
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Im Rahmen der Reihe "University Meets Public" wird Hannes Kugler am 31.1.08 zu diesem Thema einen Vortrag in der VHS Meidling (Längenfeldgasse 13-15, 1120 Wien) halten.
Zeit: 18.30-21.30
->   University Meets Public
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Unterschiedliches Aussehen der Vulkane
Das Aussehen vulkanischer Gesteine hängt eng mit dem Chemismus und den Erstarrungsbedingungen zusammen. Oft schwimmen größere Minerale wie Rosinen im Kuchen einer homogenen, mit freiem Auge nicht weiter differenzierbaren Grundmasse. Oder die Lava erstarrt sogar glasig - etwa als begehrter Obsidian.

Mit der Art des vulkanischen Gesteins steht auch die Form der Vulkanbauten in Zusammenhang. Dünnflüssige Lava etwa kann sehr breite, flache Schildvulkane aufbauen, wie z.B. auf Hawaii, zähflüssige Schmelze und Lockerprodukte hingegen schaffen die "klassischen" steilen Kegel der Stratovulkane.
Spuren in Österreich - bis auf den Großglockner
In Österreich finden sich auch zahlreiche Beispiele vulkanischer Ereignisse. Einige von ihnen sind für Laien gut versteckt und sogar für Geologen gut "getarnt", weil Gesteine durch Gebirgsbildung oder Verwitterung bereits umgewandelt wurden.

In der Grauwackenzone etwa, die sich durch einen Großteil Österreichs hinweg erstreckt, finden sich an zahlreichen Stellen vulkanische Gesteine. Diese sind zwar farblich leicht verändert, ihr Gefüge verrät aber unmissverständlich, dass es hier vor über 400 Millionen Jahren verbreiteten Vulkanismus gegeben hat.

Vermutlich ist auch nur wenigen Österreichern bekannt, dass sich sogar die Spitze des Großglockners aus ehemaligen vulkanischen Gesteinen aufbaut.
Steinbrüche geben Einblick
Andere Beispiele demonstrieren, wie im Laufe der Erdgeschichte immer wieder Magma in bereits bestehende Berge eingedrungen und nahe der Oberfläche erstarrt ist oder wie ausgeflossene Lava später von Sedimenten wieder begraben wurde.

Solche Gesteine sind dann morphologisch kaum zu erkennen, erst der Mensch schafft durch Steinbrüche wieder Einblicke - so etwa beim von der Westautobahn gut einsehbaren Steinbruch Loja bei Ybbs an der Donau oder bei Weitendorf in der Steiermark.

Andere Beispiele eher unauffälliger Zeugen können Aschelagen bzw. deren tonige Umwandlungsprodukte sein, die beweisen, dass ein unter Umständen weit entfernt gelegener Vulkanausbruch seine Asche auch in Österreich abgelagert hat.
"Hot spots" im Burgenland und in der Steiermark
Andere vulkanische Erscheinungen sind hingegen weithin sichtbar und mit kleinen Hinweisen auch gut erkennbar - wenngleich schon stark verwittert, weil die letzten Vulkanausbrüche in Österreich zumindest wenige Millionen Jahre zurückliegen.

Die "hot spots" solcher Ereignisse befinden sich im Burgenland und besonders in der Steiermark. Dort treten manchmal aus einer sanft gewellten Landschaft markante, schroffe Felsbildungen zutage, auf denen nicht selten und angesichts erhabener Erscheinung und guten Überblicks schon gar nicht zufällig Burgen und Schlösser errichtet wurden.

Güssing, Kapfenstein und im Besonderen natürlich die Riegersburg sind überregional bekannte Beispiele dafür. Obwohl in diesen Fällen die einstigen Vulkanbauten nur mehr fragmentarisch erhalten sind, lassen sich mit ein wenig Muße und Vorstellungsvermögen die Naturschauspiele vergangener Zeit wiederbeleben.
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Säulenbasalte sind den meisten Menschen als spektakuläre geologische Erscheinungsformen bekannt. Mit dem irischen "Giant's causeway" etwa, einer gigantischen Ansammlung solcher Säulen, können die Aufschlüsse von Oberpullendorf oder vom Pauliberg zwar nicht ganz mithalten, aber immerhin zeigt das Burgenland damit, dass es geologisch gesehen mehr als nur den Neusiedlersee und flache Steppen zu bieten hat.
->   Giant's causeway
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Thermen- und Wellness-Industrie lebt davon
In Österreich kann davon ausgegangen werden, dass der Vulkanismus bereits seit langem im Ausklingen begriffen ist und nur mehr erhöhte thermische Tiefengradienten als Reminiszenz vulkanischer Aktivität erhalten sind.

Diesen Umstand machen sich allerdings die Menschen in den entsprechenden Regionen geschickt zunutze - denn heutzutage sind die vielen Thermenanlagen und Wellness-Ressorts kaum mehr aus dem touristischen Angebot der Südoststeiermark und des Burgenlandes wegzudenken.

Im Gefolge dieses Vulkan-Hypes haben mittlerweile auch einige findige Marketing-Strategen versucht, auf den Zug durch das Vulkanland aufzuspringen und verschiedenste Produkte mit dem vulkanischen Etikett zu verzieren. Bei einigen Waren mag dies wissenschaftlich berechtigt sein, bei anderen dürfte es sich wohl eher nur um heiße (vulkanische) Luft handeln.
Supervulkane als Gefahr?
Stellt sich letztlich die Frage nach der Gefahr für eigenes Leib und Leben durch Vulkanismus. Für Österreich scheint dies derzeit kein unmittelbares Thema zu sein. Die Frage nach dem Ausbruch von sogenannten Supervulkanen weltweit wird hingegen (lava)heiß diskutiert, Schreckensszenarien werden simuliert.

Möglichkeiten der Verhinderung gibt es aber nicht. Letztlich bleibt nur die Hoffnung, dass sich die schlummernden Riesen gnädig zeigen und wenigstens rechtzeitig ankündigen.

[30.1.08]
->   Steirisches Vulkanland
->   Geologische Übersichtskarte Österreich
 
 
 
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01.01.2010