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Geräuschpegel im Wasser beeinflusst Fischevolution  
  Das unterschiedliche Hörvermögen von Fischen hat weniger mit der innerartlichen Kommunikation zu tun, sondern vielmehr mit dem Geräuschpegel der bevorzugten Gewässer.  
Auch in der Evolution der Fische haben sich unterschiedlich laute Lebensräume niedergeschlagen, erklärte der Bioakustiker Friedrich Ladich vom Department für Verhaltensbiologie der Uni Wien.

Die Studie der Wiener Wissenschaftler wurde vom Wissenschaftsfonds FWF unterstützt.
Karpfen hören besonders gut
Die Erkenntnis, dass Fische entgegen der landläufigen Meinung nicht taub sind, sondern teilweise sogar ausgezeichnet hören können, beschäftigt Bioakustiker seit längerem.

Bekannt ist, dass etwa Karpfenartige und Welse zu den Spitzenlauschern gehören. Sie setzen ihre Schwimmblase gleichsam als Trommelfell, damit werden die Schallwellen aufgenommen. Daneben gibt es aber auch ausgesprochen schlecht hörende Fische, etwa Barsche.
Ruhiges Gewässer führt zu besserem Gehör
Die Ursachen, wozu Fische überhaupt hören und warum die Fähigkeiten so unterschiedlich ausgeprägt sind, waren bisher unklar. Nachdem Fische teilweise auch Geräusche und Töne von sich geben, wurde vielfach angenommen, dass die Ausbildung eines Hörvermögens vor allem mit der innerartlichen Kommunikation zu tun hat.

"Dem steht aber die Erkenntnis entgegen, dass Laute produzierende Fische nicht unbedingt gut hören können", so Ladich. So kommunizieren etwa Karpfen trotz ihres ausgezeichneten Hörorgans praktisch nicht über Geräusche.

Ladich ist nach Untersuchungen von vielen Fischarten aus unterschiedlichen Lebensräumen zu dem Schluss gekommen, dass Fische, die hauptsächlich in ruhigen Gewässern vorkommen, generell besser hören.
Verrät etwa Schmatzgeräusche
Als besonders leise gelten etwa Altarme, als laut Flüsse oder auch Meere. Gut zu hören bringt in einem ruhigen Gewässer den Vorteil, dass die Tiere sich so im Raum zusätzlich orientieren oder eine mögliche Gefahr aufspüren können.

Im Falle von Karpfen können die Tiere auch hören, wenn Artgenossen irgendwo in der Umgebung eine Futterquelle aufgespürt haben und nun schmatzend bei der Mahlzeit sind.
Lärm kann schwerhörig machen
Allerdings lässt sich die Einteilung "ruhige Gewässer - gutes Hörvermögen" laut Ladich nicht verallgemeinern, man müsse schon auch die Herkunft der Fische beachten. So stammen etwa Barsche ursprünglich aus den - lauten - Meeren, ein Flussbarsch wird deshalb auch in einem stillen Altwasser nicht zum Spitzenlauscher.

Bereits in früheren Untersuchungen hat Ladich mit seinem Team herausgefunden, dass Lärm bei Fischen auch individuell zu unterschiedlichem Hören führt. So kann Schiffslärm die Tiere effektiv schwerhörig machen.

[science.ORF.at/APA, 4.2.08]
->   Friedrich Ladich, Uni Wien
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01.01.2010