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Fische: Selektiver väterlicher Kannibalismus  
  Sandgrundeln nutzen eine recht eigenwillige Strategie, um die elterlichen Anstrengung in Grenzen zu halten. Eier, die für ihre Entwicklung zu lang brauchen, werden einfach aufgefressen.  
Auf diese Weise versuchen sie ihren Fortpflanzungserfolg insgesamt zu optimieren, schreiben Zoologen aus Finnland und den USA in einer aktuellen Studie.
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Der Artikel "Hurry-up and hatch: selective cannibalism of slower developing eggs" ist in der aktuellen Ausgabe der "Proceedings of the Royal Society" erschienen (doi: 10.1098/rspb.2007.0589).
->   Abstract
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Kannibalismus als Energiegewinn
Elterlicher Kannibalismus, also das Verspeisen des eigenen Nachwuchses, ist eine unter Tieren weit verbreitete adaptive Strategie. Man nimmt an, dass die Energie, welche die Lebewesen dadurch aufnehmen, genutzt wird, um die zukünftige Fortpflanzung zu verbessern oder um sich besser um die verbleibenden Kinder zu kümmern.

Der Energiegewinn war daher bisher das Hauptargument für den Kannibalismus. Dieses alleine reicht aber in nach Ansicht der beiden Zoologen Hope Klug und Kai Lindström nicht aus, um die weite Verbreitung zu erklären. Außerdem sei weitgehend unerforscht, wie die Tiere entscheiden, welchen Teil der Nachkommen sie aufessen.

Zu diesem Zweck beobachteten die bedien Forscher das Verhalten von Sandgrundeln, bei welchen ausschließlich die Männchen für die Brutpflege zuständig sind. Üblicherweise paaren sich die männlichen Fische hintereinander mit zwei Weibchen, einen Teil der Eier essen sie wieder auf.
Effekt: Mehr Brutzyklen
Vorzugsweise aßen die Sandgrundelväter die größeren Eier der zweiten Frau. Die Erklärung der Wissenschaftler: Größere Eier brauchen einerseits länger zum Ausbrüten, andererseits liegen die Eier der zweiten Paarung automatisch in ihrer Entwicklung zurück.

Indem sie genau diese Eier auswählen, könnten sie die Pflegezeit für die aktuelle Brut verkürzen und seien so wieder frei für neue Paarungen. Besonders für Arten wie die Sandgrundeln kann laut den Forschern ein derartiges Verhalten durchaus Sinn machen, denn sie durchlaufen pro Saison mehrere Brutzyklen. Mit dieser Methode können sie die absolute Zahl an ausgebrüteten Eiern erhöhen.

[science.ORF.at, 11.2.08]
->   Sandgrundeln (Wikipedia)
->   Hope Klug
Mehr dazu in science.ORF.at:
->   Geräuschpegel im Wasser beeinflusst Fischevolution (4.2.08)
->   Fische steuern Überleben durch Samenproduktion (2.11.04)
 
 
 
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01.01.2010