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Ethikdebatte über Embryo mit drei Eltern  
  Britische Forscher haben einen Embryo mit dem Erbgut von drei Eltern geschaffen. Der zu Forschungszwecken erzeugte Embryo wurde nach wenigen Tagen des Wachstums zerstört. Die Gruppe um Patrick Chinnery von der Universität Newcastle will mit ihrer Arbeit neuen Behandlungsmethoden für unheilbare Erbkrankheiten finden.  
Die Forscher verwendeten für ihre Arbeit Embryonen, die im Zuge einer Fruchtbarkeitsbehandlung nicht in die Gebärmutter eingepflanzt wurden. Kritiker äußerten sich am Mittwoch besorgt über die Folgen der Embryo-Versuche.
Mitochondrien einer weiteren Frau
Embryonen enthalten im Zellkern das genetische Material von Vater und Mutter. Kurz nach der Befruchtung wurde dieser Kern in eine weitere, aber entkernte Eizelle einer zweiten Frau verpflanzt. Darin befanden sich aber noch die Mitochondrien. Diese kleinen Zellkörperchen sind die chemischen "Kraftwerke" der Zelle.

Sie enthalten ein eigenes, wenngleich sehr kleines Genom. Damit hatte der neue Embryo drei genetische Eltern: DNA von Vater und Mutter in seinem Kern sowie die DNA der Mitochondrien einer weiteren Frau in der umgebenden Zelle.

Mitochondrien werden nur über das Plasma der Eizelle vererbt. Es gibt bis zu 50 erbliche Krankheiten, die so weitergegeben werden können, darunter Schäden des Nerven- und Muskelsystems, Leberversagen, Erblinden und Schlaganfälle.
Ziel Ausschluss von Erbkrankheiten
Die Forschungsergebnisse könnten die Behandlung dieser Erkrankungen voranbringen, erklärte Chinnery. Eines seiner Ziele ist, defekte Mitochondrien durch gesunde zu ersetzen. Die Forscher betonen, dass ein so entstehendes Baby die genetischen Eigenschaften von Vater und Mutter hätte - die Mitochondrien hätten keinen Einfluss auf Aussehen oder Persönlichkeit.

Möglicherweise könnte der Austausch von Mitochondrien eines Tages so routiniert eingesetzt werden wie die Transplantation von Knochenmark für Kinder mit Blutkrebs (Leukämie).
Kritik von Ethik-Institutionen
"Wir sehen diese Tests als Bewegung in Richtung genetisch veränderter Babys", kritisierte David King von der nichtkirchlichen Organisation Human Genetics Alert angesichts der Resultate, die noch nicht in einem Fachjournal publiziert worden sind. "Obwohl das keine genetische Veränderung ist, sind wir sehr besorgt, da in die Gene eines Menschen eingegriffen wird, die vielleicht von allen Nachkommen geerbt werden."

Josephine Quintavelle von der Gruppe Comment on Reproductive Ethics warnte: "Dies ist ein risikoreicher und gefährlicher Weg. Wir sollten nicht mit den Bausteinen des Lebens herumfuhrwerken."

[science.ORF.at/dpa, 6.2.08]
->   Patrick Chinnery - Universität Newcastle
 
 
 
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01.01.2010