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Wiener Forscher entdeckten neue Mikroorganismen  
  Wiener Biologen haben in einer heißen russischen Quelle eine neue Art von Mikroorganismen entdeckt: Die Archaeen sind in der Lage, Ammoniak zu oxidieren.  
Dieser Umstand ist für Wissenschaftler in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert, erklärte dazu Projektmitarbeiter und Erstautor Roland Hatzenpichler.
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Die Studie "A moderately thermophilic ammonia-oxidizing crenarchaeote from a hot spring" ist online in den "Proceedings of the National Academy of Sciences" (PNAS) erschienen (doi: 10.1073/pnas.0708857105; 4.2.08).
->   Die Studie (Open Access)
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Die vielen Gesichter von Ammoniak
"Ammoniak entsteht heute in der Natur in erster Linie durch den Zerfall von Biomasse", so Hatzenpichler. Bakterien und Archaeen haben sich darauf spezialisiert, den Ammoniak gleichsam als Energielieferant einzusetzen, indem sie ihn zu Nitrit oxidieren.

In Kläranlagen macht sich der Mensch Ammoniak oxidierende Mikroorganismen zunutze, um den über Harnstoff ins Abwasser gelangenden Ammoniak, der toxisch für viele Wasserlebewesen ist, zu entgiften.

In der Landwirtschaft versucht man hingegen, die Aktivität dieser Mikroorganismen zu unterdrücken, da diese die Effizienz der Düngung verringert und zur Verunreinigung des Grundwassers mit Stickstoffverbindungen wie Nitrit und Nitrat führt.
Heiße Quellen: Fenster in die Vergangenheit
Auch in der frühen Erdgeschichte, als das Leben auf dem Planeten erst seinen Anfang nahm, dürfte es Ammoniak gegeben haben, Theorien verweisen auf chemische Quellen.

Nachdem es zu diesen Zeiten auch noch sehr heiß gewesen sein dürfte, betrachten die Forscher die heute existierenden heißen Quellen gleichsam als Fenster in die Vergangenheit. Entsprechend intensiv werden diese extremen Lebensräume erforscht.
Archaaen bevorzugen geringe Konzentrationen
Mit der Entdeckung der Ammoniak-oxidierenden Archaeen Nitrososphaera gargensis haben die Wiener nun die letzte Lücke im Stickstoffkreislauf der heißen Quellen geschlossen.

Die Forscher fanden weiters heraus, dass die Organismen - im Vergleich etwa zu Ammonium-oxidierenden Bakterien in anderen Lebensräumen - eher niedrige Ammonium-Konzentrationen bevorzugen.

Die Mikrobiologen der Universität Wien um Michael Wagner, dem Leiter des Departments für Mikrobielle Ökologie der Uni Wien, identifizierten Nitrososphaera gargensis in einer Anreicherungskultur einer Quelle in Russland mit molekularbiologischen Methoden. Angelegt wurde die Kultur von Kooperationspartnern aus Hamburg und Moskau.

[science.ORF.at/APA, 7.2.08]
->   Archaeen (Wikipedia)
->   Department für Mikrobielle Ökologie, Universität Wien
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Uraltes Leben tief unter dem Meeresboden (25.2.05)
->   Exotische Lebensformen unter Mittelmeer entdeckt (9.1.05)
 
 
 
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01.01.2010