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Identifiziert: 273 Proteine lassen HIV überleben  
  Das HI-Virus, das Aids auslösen kann, benötigt laut US-Forschern 273 Proteine der infizierten Zelle, um sich zu vermehren und zu überleben. Diese Erkenntnis könnte den Weg zu neuen Medikamenten ebnen.  
HIV selbst hat als Virus nur sehr kleines Genom mit neun Genen und kann nur 15 Proteine produzieren. Es muss also "andocken", um einen Organismus effektiv zu infizieren. Die Forscher der Harvard University untersuchten daher alle menschlichen Gene daraufhin, ob sie von den Aids-Erregern für ihre Zwecke missbraucht werden können.
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Die Studie "Identification of Host Proteins Required for HIV Infection Through a Functional Genomic Screen" von Stephen Elledge (Brigham and Women's Hospital/Boston) und Kollegen ist online in "Science" erschienen (DOI: 10.1126/science.1152725).
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273 zelluläre Proteine entdeckt
Die Wissenschaftler benutzten kleine RNA-Stücke, um mit der RNA-Interferenz-Methode in einem Testsystem jeweils ein Gen nach dem anderen in menschlichen Zellen (insgesamt 21.000 Gene) auszuschalten und zu überprüfen, welche Auswirkungen das auf HIV hatte.

Das Resultat, so auch die Experten des Instituts für Virologie in Wien: "Bisher waren 36 zelluläre Faktoren bekannt, die HIV für seinen Infektionsprozess benötigt. (...) Die Autoren zeigen, dass das Virus von 273 zellulären Proteinen abhängig ist, die daher als 'HIV-dependency factors' (HDFs) bezeichnet werden."
Medikamente könnten Vermehrung unterbinden
Das könnte einen Durchbruch in der Suche nach neuen Aids-Therapien bedeuten. Fast alle Wirkstoffe von HIV-Medikamenten waren bisher gegen die wenigen Proteine der HI-Viren gerichtet.

Nun könnte es erstmals die Möglichkeit geben, gezielt und umfassend nach Substanzen zu suchen, welche die Viren daran hindern, sich die befallenen Zellen für die Vermehrung zunutze zu machen.
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Weltweit sind derzeit rund 32 Millionen Menschen mit HIV infiziert, pro Jahr sterben etwa 2,1 Millionen Menschen an der Erkrankung.
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Gen-Mutationen verlieren Wirkung
Noch ein möglicher Vorteil einer solchen Strategie: HIV umgeht die Wirkung der bisher erhältlichen Arzneimittel leicht, weil es durch Gen-Mutationen seine Proteine vor den Medikamenten schützt.

Doch auf Seiten der menschlichen Zellen und von deren Mechanismen, welche die Aids-Erreger benötigen, sind solche Mutationen nahezu ausgeschlossen.

[science.ORF.at/APA, 13.2.08]
->   Stephen Elledge
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01.01.2010