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Viele originalverpackte Lebensmittel im Restmüll  
  Ein Zehntel unseres Restmülls besteht laut Forschern der Boku Wien aus originalverpackten Lebensmitteln. Am Land beträgt dieser Anteil etwa sechs Prozent, in der Stadt sind es bis zu zwölf Prozent.  
Felicitas Schneider vom Institut für Abfallwirtschaft an der Universität für Bodenkultur in Wien hat in Niederösterreich, Salzburg und Wien eine Restmüll-Analyse durchgeführt.
Generationenunterschied
"Die genauen Ursachen für das Wegwerfverhalten untersuchen wir derzeit noch. Generell spielen aber mehrere Faktoren eine Rolle", sagte Schneider im Ö1-Morgenjournal. In Regionen, wo ältere Menschen leben, würde weniger weggeworfen als in Gegenden mit beispielsweise vielen Jungfamilien.

Ältere haben eine höhere Wertschätzung für Nahrungsmittel, weil sie miterlebt haben, wie es ist, wenig zu haben. Das hat auch eine begleitende Befragung des Instituts für Abfallwirtschaft gezeigt. "Dort wo junge Familien leben, wird mehr weggeschmissen, weil auch mehr verbraucht wird", so Schneider.

Auch regionale Unterschiede spielen eine Rolle. Am Land wird weniger weggeworfen als in der Stadt. So können durch eine Restmüll-Sortieranalyse nicht alle Entsorgungswege erfasst werden. Menschen am Land haben zum Beispiel die Möglichkeit, Lebensmittel dem Schwein, Hund oder den Hühnern zu füttern. "Wir glauben aber nicht, dass das ein großer Anteil ist", sagte die Wissenschaftlerin.
Sozialer Status hat keinen direkten Einfluss
Der soziale Status hat wenig Einfluss auf das "Wegschmeiß-Syndrom". Es dürfte aber so sein, dass Leute, die mehr Geld zur Verfügung haben, auch mehr einkaufen. Gleichzeitig gehen sie aber auch häufiger essen gehen. "Die bereits gekauften Produkte zu Hause laufen ab und landen folglich im Müll", erklärte Schneider.

Ärmere Menschen wiederum kaufen nicht weniger ein. "Sie kaufen massenhaft Billigprodukte als Ersatzbestätigung sozusagen." Weil die Massen aber nicht verbraucht werden können, landen sie irgendwann ebenfalls im Müll.
Abfallberge werden größer
Tendenziell wird immer mehr weggeworfen. Wiener produzieren pro Einwohner und Jahr 330 Kilo Restmüll, 43 Kilo davon sind Lebensmittel. In Niederösterreich fallen 127 Kilo Restmüll jährlich an. "In Wien muss man aber berücksichtigen, dass hier der Kleingewerbeanteil sehr hoch ist und dieser nicht aus der Analyse weggerechnet werden kann", so Schneider.

Generell spiegle die Abfallanalyse aber den Wohlstand der Regionen wieder. "Die Menge an Abfallprodukten ist sozusagen Spiegel der Kaufkraft und des Lebensstils der Menschen", sagte die Wissenschaftlerin.

[science.ORF.at/APA, 14.2.08]
->   Felicitas Schneider, Boku
->   Ö1
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01.01.2010